Bundeswehr von der Kriegsarmee zur Friedensarmee

Dithmarschens Kreispräsident und Kommandeur Axel Maria Reiter

1999 war ich zufällig bei einem Vorbereitungsgespräch in Gudendorf dabei, als auf einmal Pastor Friedemann Magaard aus Lunden mit der Idee, ein Friedenscamp durchzuführen, aber nicht irgendeins, sondern eins, an dem sich Schülerinnen und Rekruten der Bundeswehr beteiligen, auftrat.

Da der Jugoslawienkrieg bereits im Gange war, gab es ablehnende Stimmen, worauf Magaard eröffnete, ob wir dem zustimmten oder nicht, wäre egal, es würde trotzdem durchgeführt.

Dies führte zu einigen Reaktionen. Die Antimilitarismusgruppen bekundeten: "Gudendorf ist kein Ort für Militärpropaganda. Deutschland führt in diesem Jahr zum ersten Mal seit 1945 wieder Krieg." 1 2 3 4

Worauf die Veranstalter der "sogenannte Friedenswochen vom 18. September" dann auf das Camp verzichteten, nicht ohne darauf zu verweisen, dass sie unter Druck gehandelt, die Antinilitaristen sozusagen Gewalt ausgeübt hätten. Ein Zeitungsartikel titelte: "Kein Frieden in Gudendorf". Der Militärische Abschirmdienst und der Verfassungsschutz würden die Szene beobachten, hieß es. Dies bezog sich auf die Kundgebung vom 1. September.

Friedemann Magaard
Propst a.D. Jörn Engler

Dort war Propst Jörn Engler in die Kritik geraten wegen des Mottos der Veranstaltung: "Frieden fällt nicht vom Himmel." Damit meinte er, man muss auch zurückschlagen dürfen. Damit ist dann die Brücke geschlagen zwischen Glauben und Militär. Als Begründung, warum sie ihr Projekt absagten, wird er so zitiert: "Wir können nicht verantworten, Jugendliche in eine Situation zu bringen, in der wir auch mit tätlichen Auseinandersetzungen rechnen müssen." Auf einer Kundgebung in Heide hatten zwei Polizisten Funkgerät und Mütze verloren, bei dem Versuch, einem Teilnehmer ein Megafon zu entreißen (Ergo = Gewalt). Die Antimilitaristen kritisierten den Schweigemarsch: "Wir reden, ohne gefragt zu werden." Sie warfen dem Gemeinschaftsprojekt zwischen Kirchenkreis, Bundeswehr und Kreisverwaltung, vor, die Trauerzeremonien dienten nur der Imagepflege. "Die Henker würden zusammen mit den Gehenkten betrauert." Es wurde eine Verbindung von Kriegerehrenmal zum sogeannnten "Russenfriedhof" hergestellt.

Daraus halluzinierte der Propst dann, es dürften "politische Kräfte, die Aggression androhen, nicht das letzte Wort behalten." Frank Zabel, Gewerkschafter und Kommentator kam über "Farbbeutel und Randale", "links- oder rechtsextreme undemokratische Gruppierungen" schlussendlich zum "Armutszeugnis Demokratie". Und damit meinte er nicht, wenn Krieger geehrt würden.

Am 31.8.99 gab der Bündniskreis Bewegung gegen den Krieg eine Presseerklärung heraus, die allerdings von der DLZ ignoriert wurde.

Eine Kundgebung wurde am 4.9.99 an der Kriegsgräberstätte in Gudendorf ohne Zwischenfälle durchgeführt. 1 2

Erneut wurde die Forderung aufgestellt: "Stoppt die Aggressionen der Bundeswehr."

Am 27.9. trat Hans Koschnick im großen Saal im Tivoli Heide an und befürwortet den Kriegseinsatz unter anderem mit dem Argument, "Auschwitz vor den Toren Europas zu verhindern".

Am 5.11.99 führte der Bündniskreis im Bürgerhaus Heide eine Veranstaltung mit dem Titel: Die Folgen des NATO- Krieges gegen Jugoslawien durch.