Ich hatte mir geschworen, nie wieder hierherzukommen. Als ich dann doch hier war, wunderte ich mich, dass dies Land jetzt ein anderes ist. So ähnlich redeten Überlebende des Deutschlands 1933 - 1945. Was würden sie sagen, wenn sie heute einen Volkstrauertag miterleben würden. Hier einige Zitate:
Krieg ist eine Niederlage des menschlichen Geistes, zitiert Stabsunteroffizier Sefan Schmidt den Schriftsteller Henry Miller. Die Erkenntnis aus der Erinnerung und der Gegenwart könne daher nur lauten: Nie wieder!
Bürgervorsteher Michael Stumm (CDU) ergänzte: Deshalb ist es wichtig, den Hetzern und Populisten entgegenzutreten ... und Menschen anderer Herkunft und Anschauung in Schutz zu nehmen.
Am 16.11. berichtet die DLZ von einer Volkstrauertagsfeier einer Heider Schule mit kritischer Selbstbetrachtung. Jungen und Mädchen trugen Protokolle ihrer Schule aus den 30er Jahren vor. Die Schüler fragten sich zunächst, ob es angemessen sei, etwas wie den Volkstrauertag immer noch stattfinden zu lassen. Hansdampf Berndt Steincke mischte sich sogleich ein. Er hält den Tag als Beitrag zur Demokratie- Stärkung für wichtig.
Manche Veranstaltungen wirken stark ritualisiert. Ute Borrwieck- Dethlefs - Kreispräsidentin - plädiert dafür, neue Formen zu finden. Geschichtslehrer Claus- Peter Kock stört es, dass die Gedenkstätten ein Jahr lang im Dornröschenschlaf liegen. Am Schluss stand mit Kranzniederlegung noch einmal ein gewohntes Ritual. Eine Abschaffung ist nicht in Sicht.
Alte Menschen sind nicht in der Lage, ihren Reden Taten folgen zu lassen. Das ist ein Privileg von Jungen und Mädchen. Die beschränken sich bisher damit, fernzubleiben. Dass Dithmarscher Jugendliche an der Österweide gesehen wurden, ist nun über 20 Jahre her. Damals waren sie umringt von Polizei. Dabei konnten sie, allerdings nur 20 Minuten, ein Funkgerät erbeuten. Das Fernbleiben ist sicherer für alle, aber löst nicht das Problem von Kriegsgefahren.
Am 29.11. berichtete DLZ Militärschreiber Finke erneut von der Heider Marinekameradschaft, diesmal nicht in Volkstrauer, sondern um Kamerad"Kolle" Hennings, aufgewachsen in Friedrichskoog, zu ehren. Dieser war Obermaat auf dem Schellboot S46. Finke erinnerte an den Kriegsbeginn 1939 und die vom Linienschifff SX am 1. Sept. vom Hafenkananl in Danzig begonnene Beschießung der Westernplatte. Mit dem Trompetensolo "Ich hatt ein' Kameraden" endete die Andacht der Evangelischen und Katholischen Seelsorge.Wie das Lied einzuordnen ist, dürfte allgemein bekannt sein. Mit diesem Lied wird jede Mahnung für Frieden, Demokratie und Menschenrechte zum Hohngelächter.
Am 28.11. beerichtete DLZ Schreiber Seehausen über die öffentliche Vereidigung auf dem Heider Marktplatz: Dienst in einer weltpolitisch unruhigen Zeit. Daraufhin vestummte die Musik vom Weihnachtsmarkt. Dass sie gerade jetzt zur Bundeswehr gefunden haben, ehrt Sie, zitiert die DLZ Obersstleutnant Eberhardt. Zugleich zum Gelöbnis gab es vor der Raiffeisenbank eine Protestaktion von Friedensgruppen gegen die Militarisierung des öffentlichen Raums. Die Forderungen der Deutschen Friedensgesellschaft- Vereinigte Kriegsdienstgegner sind des weiteren eine Beendigung der Zusammenarbeit von Kirche und Militär. Die Bundeswehr kann die weltpolitische Zeit nur unruhiger machen.
Dies Foto muss ich unbedingt zeigen. Es zeigt Nils Albrecht und Tim Achilles von der Feuerwehr Büsum am 28. Nov. 2019 als Ehrenwache. Renate Dümchen vom Kreisverband Deutscher Kriegsgräberfürsorge meint dazu: "Wir haben gelernt, mit unserer Geschichte sensibel umzugehen, sie auch aus der Perspektive anderer Nationen zu sehen, ..., ist elementar für die Bewahrung des Friedens. Sie zitiert dann noch Willi Brandt am 7.Dez. 1970, dem Tag seines Kniefalls von Warschau. Was soll man nun glauben?