Zum Artikel vom 15. Juni: Wer dazwischenquatscht, müsste gleich ab zum Kohlschneiden:

"Unqualifizierter Beitrag"

"Die Förderung von Jugendlichen ist eine der wichtigen gesellschaftspolitischen Aufgaben. In den Förderklassen   wird diese Aufgabe durch die Berufschulen wahrgenommen, ein Bereich mit zunehmenden Schülerzahlen. Dies geschieht mit großem Engagement und überwiegend mit großem Erfolg durch Kolleginnen und Kollegen, die sich dieser unbestreitbar schwierigen Aufgabe professionell annehmen. Hier ist Zuwendung zu den Jugendlichen und kreative Pädagogik gefragt.

Zu schwer diese Aufgabe für den, der meint, dieses Problemfeld mit Kohlschneiden, Uniformierten, Erziehungslagern" lösen zu können. Die Signale solch überforderter Kollegen müssen von verantwortlicher Stelle rechtzeitig erkannt werden, damit ihnen bei dieser überforderung geholfen werden kann. Dann bleiben uns in Zukunft hoffentlich solche heimlichen, unqualifizierten, pauschalierten Beiträge höchst frustrierter Kollegen erspart."

Ortwin Schmidt, Meldorf

"Bravo, Kollege - es wurde Zeit, dieses Thema an die öffentlichkeit zu bringen!

Ich selber war zwölf Jahre in der Berufsschule Meldorf rund die Hälfte meiner Unterrichtszeit in den Förderklassen auf eigenen Wunsch eingesetzt. Dass in der täglichen Arbeit die Wissensvermittlung hinter der pädagogischen Aufgabe zurückstand, war und ist

notwendig und richtig. Verhaltensauffälligkeiten, die schlicht gesagt so geartet sind, dass sie von den [Pullout: grundlegenden Umgangsformen abweichen, erschweren ein halbwegs normales Unterrichtsgeschehen zum Teil massiv oder verhindern es völlig. Die diesbezüglichen Anstrengungen des Lehrers fruchten meist nur kurzfristig, der Umgangston bleibt bei manchem Schüler rüde, das Verhalten unkontrollierbar. Hier hat der Lehrer die durchaus dankbare Aufgabe, Werte zu vermitteln, aufzubauen, eine Chance zur lntegration zu schaffen. Hier aber wird die Situation aus unerwarteter Richtung ad absurdum geführt: Stetig wird vom Gesetzgeber in Kiel das Unterrichtsgeschehen verschärft durch Erhöhung der Klassenfrequenz (sie lag vor wenigen Jahren bei 12 Schülern) und besonders durch Beschneidung der Handlungsfähigkeit des Pädagogen - es sind kaum noch wirksame Disziplinierungsmaßnahmen zugelassen.

So muss zum Beispiel eine relativ lang andauernde bürokratische Hürde genommen werden, will man einen gewalttätig gewordenen Schüler der Schule verweisen. Dazu gesellt sich der Imageverlust des Lehrers in der Gesellschaft, der bereits Jahre andauernde Autoritätsverlust. Kommt dazu noch der fehlende Rückhalt durch den Dienstvorgesetzten für pädagogische Entscheidungen un4 Maßnahmen der Unterrichtenden, wird es wohl niemanden wundern, wenn diese ihren Idealismus verlieren, ihre Kraft, ihre dem Schwachen zugewandte Aufmerksamkeit. Genau das habe ich erlebt. Von nix kommt eben nix."

Sigrid Defort-Möhlmeier, Meldorf