Hier ist mal wieder ein Beispiel von Alltagsbeschönigung wie sie dümmlicher nicht geht. In welcher Zeitung ich das gelesen habe ist ziemlich egal. Den Schreiber nenne ich mal Friedrich Meersausen. War vor 20 Jahren einmal in der Arbeitslosenselbsthilfeinitiative von Heide im Vorstand. Daher weiß er gut Bescheid, was in einem Arbeitslosen vor geht.
Aber er zieht es vor, Diffamierungen, Unterstellungen und Halbwahrheiten nachzuplappern, die ihm die herrschenden Arbeitsamtsleiter und Sozialverbände vorschreiben. Daher erkennt er jetzt plötzlich
eine Chance für Langzeit-Arbeitslose.
Weil die neue Kanzlerin weitere schafft? Weil die Regierung wieder hunderte Millionen in den großen Unternehmenstrichter kippt?
Aber die Chancen werden einfach nicht wahrgenommen. Es ist zum verrückt werden. Da redet man sich den Mund fusselig, wie schön n es doch sein könnte für einen ganzen Euro eine ganze Stunde lang arbeiten zu dürfen, das ist nicht zu viel, nein, denn dafür sollen auch die Anfartskosten noch bestritten werden.
Herr Meeresrauschen muss erkennen:
Aber: Ein-Euro-Jobs stoßen bei einem Teil der Klientel auf Akzeptanzprobleme.
Akzeptanzprobleme! Wow. Das ist jetzt seine Stunde. Dafür ist ein Schreiber da. Um Akz'eme zu lösen. Er findet positive:
Dithmarschen(us) Es ist ein grauer November-Tag. Doch auf trübe Gedanken kommt Brigitte Ziese nicht. Die 40-Jährige hat alle Hände voll zu tun. Als Ein-Euro-Jobberin packt Brigitte Ziese seit Juni bei der Lebensmittelausgabe der Heider Arbeiterwohlfahrt (AWO) an.
„Ich betrachte diese Tätigkeit als Erfüllung. Es macht mir Spaß, für andere da zu sein“, sagt die Heiderin. Ihr liegen Hilfsbedürftige sehr am Herzen. Die steigende Not von Menschen erfährt sie auch in der Kleiderkammer. „Kinderreiche Familien, Sozialrentner, Ausländer und auch junge Leute sind dankbar, wenn sie hier versorgt werden.“
Naja, so ganz will das Beispiel nicht flutschen. Brigitte Ziese gibt einfach nicht die richtigen Antworten. Auch wenn er die Aussagen ein paar mal umgestellt hat. Die Not steigt bei kinderreichen Familien, Sozialrentnern, Ausländern und jungen Leuten. Die Chancen sinken. Dabei hat sie erst so einen erfüllten Eindruck gemacht, mit Spaß und Herzen.
Denn muss er nochmal anders ausholen um den heißen Brei herum und dann hinein in die Entlarvung der Faulpelze. Weder Erwebsloseninitiativen noch Handwerksbetrieben waren sehr angetan von diesem Stellenabbauprogramm:
Noch vor einem Jahr war die Einführung des Ein-Euro-Jobs im Zusammenhang mit der neuen Hartz-IV-Gesetzgebung teilweise heftig umstritten. Auch in Dithmarschen fürchteten Städte und Gemeinden sowie soziale Träger einen Verdrängungswettbewerb.
Einheimische Handwerker sahen sogar Arbeitsplätze in Gefahr. Dabei sieht die Durchführungsverordnung ausdrücklich vor, dass der Ein-Euro-Job das Kriterium der Zusätzlichkeit erfüllen muss. Das bedeutet, dass jede dieser Tätigkeit exakt beschrieben ist und vor allem bestehende Arbeitsverhältnisse nicht gefährden darf.
Plonk. Ganz hart aufgesetzt, würd ich sagen. Steckengeblieben im Brei. Daher kann er nur noch die Bestandsaufnahme des Zustandes nach 11 Monaten Harz IV- Zwangsarbeitsgesetz machen. Hurraa. Dithmarschen ist mit an erster Stelle im Ausschreiben von 1€-Jobs.
Inzwischen haben in Dithmarschen mehr als 1200 Langzeiterwerbslose ein solches Arbeitsangebot wahrgenommen.
Was Friedrich Seemann verschweigt, ist, dass die Agentur mit Sanktionen droht, wenn diese Maßnahme nicht angenommen wird. Den Leuten wird gesteckt, es ginge um ihr Leben. Ziese:
„Ich arbeite für mein Leben gerne und möchte nicht von einer Behörde abhängig sein.“
Das hört sich ja schon anders an. Nicht Leben um zu Arbeiten, ist ihr Motto, wie die Herren es gerne hätten, sondern, kein Bock auf die Behörden. Und dass sie auch jetzt noch total abhängig von der Behörde ist, weiß sie ganz genau. Und das ist ein weiteres vielseitiges Kapitel. Aber das will Uri Schneematsch nicht wissen, was sie auf Heider Behörden schon so alles erlebt hat. Er beweist vielmehr, wie raffiniert die rot- grüne Koalition mit zu Werke gegangen sei.
Genau dies war vom Gesetzgeber auch so bezweckt. „Hartz IV soll Bewegung in den regulären Arbeitsmarkt bringen. Die Arbeitsgelegenheiten sollen die Eingliederung der Langzeitarbeitslosen fördern und deren Beschäftigungsfähigkeit wiederherstellen statt zu alimentieren“, betont Alfred Schuschel, Bereichsleiter Integration der für diesen Personenkreis zuständigen Arbeitsgemeinschaft (Arge) Dithmarschen.
Erstaunlich: Stigmatisierung der Hilfebedürftigen als 1-€-Jobber als Eingliederung feiern. Mit Hungerlöhnen die Beschäftigungsfähigkeit wiederherstellen. Mit Abbau der letzten noch vorhandenen Stellen die Integration fördern. Wer soll denn das Begreifen? Glück, Spaß und Herz werden kaltschnäuzig zu Pech, Hass und Drückebergereien verkehrt. Es ist nicht alles Dreck, was schwarz ist.
Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Das Prinzip „Fördern und fordern“ geriet in mehreren Fällen zur Einbahnstraße. Nicht jeder Arbeitslosengeld-II-Bezieher begreift den Ein-Euro-Job als Chance. Stattdessen möchte man sich finanziell unterstützen lassen. Schuschel sieht „Akzeptanzprobleme“ insbesondere bei jungen Langzeitarbeitslosen bis 25.
„Nicht jeder erkennt einen Sinn in diesen Jobs. Die Arbeitsvermittler müssen oft Überzeugungsarbeit leisten. Dennoch mangelt es an der Einsichtsfähigkeit. Wir mussten zahlreiche Sanktionen verhängen und sogar zum härtesten Instrument greifen“, so der Bereichsleiter.
Die Einbahnsraße ist ja wohl eher, dass die Arbeitslosen seit Januar kein Recht auf Unterstützung mehr haben, sondern jeder Antrag kann auch abgelehnt werden. Hinzu kommt noch die Wiederbelebung der vollen Flure in den Agenturen.
Weigert sich ein Leistungsempfänger hartnäckig, eine Arbeit anzunehmen beziehungsweise eine Trainings- oder Qualifizierungsmaßnahme anzutreten, kann die soziale Grundsicherung stufenweise gekürzt werden. Das „härteste Instrument“ ist die Reduzierung dieser Leistung auf Lebensmittelgutscheine. Wie Schuschel mitteilte, sei dies im Bereich der Arge Dithmarschen in bisher 70 Fällen geschehen.
Auf jeden Fall dieser Artikel ist ein Unsolidarischer, Mitleidloser.
Langzeitarbeitslose bis zu 25 Jahren. Das bedeutet, dass einige seit ihrer Schulentlassung 7 Jahre zuvor auf dem Arbeitsamt sind. Jugendliche mag Frilli Sudelhaus gar nicht gerne. Schon vor 15 Jahren tobte er gegen die Besetzerinnen der „Alten Spinnerei“.
Wo ist denn nun aber die Perspektive. Wie sieht sie aus die Chance, die niemand wahrnimmt?
Bis zum Sommer hätten 50 von ihnen in eine versicherungspflichtige Beschäftigung oder einen Ausbildungsplatz gefunden. 50 von 1200. Herzlichen Glückwunsch. Alles nur Akzeptanzprobleme.
(Was soll eine 40 Jährige mit einem Ausbildungsplatz?)
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