Mediale Verleumdungen
Am 1. Mai demonstrierten etwa 150 Neonazis in Heide. Im Vorfeld hatte die Kreis- bzw. Stadtverwaltung versucht, die seit Anfang Februar angemeldete Demonstration zu verheimlichen. Als Ende April, etwa eine Woche vor der Demonstration, diesbezügliche Informationen an die Bevölkerung durchsickerten, rief Heides Bürgermeister Ulf Stecher seine Mitbürger dazu auf dem Neonaziaufmarsch am 1. Mai mit Nichtbeachtung zu strafen - kurz vor dem 60. Jahrestag des Kriegsendes sollte in Deutschland Faschisten ohne Widerstand die Straße überlassen werden. Die Eilklage eines Heider Juden gegen diese Demonstration wurde vom Verwaltungsgericht Schleswig abgewiesen.
Nach dem am 1. Mai etwa 400 Gegendemonstranten den Neonaziaufmarsch, trotz äußerster Brutalität seitens der Polizei, friedlich verzögert und verkürzt hatten, mussten sie sich am nächsten Morgen in den Medien im Rahmen einer absolut verzerrten Berichterstattung als radikale Extremisten beschimpfen lassen, während die Polizei einmal mehr eine super nicht anzuzweifelnde Leistung vollbracht hatte. Der Druck der im folgenden aufgeführten Gegendarstellung ist von der Dithmarscher Landeszeitung, wie von allen anderen betroffenen Zeitungen, abgelehnt worden:
Die am Montag den 2. Mai in den Artikeln "Heide kann aufatmen", "Aufmarsch der Extremisten" und dem dazugehörigen Kommentar in der Dithmarscher Landeszeitung verbreiteten Un- bzw. Halbwahrheiten, Unterstellungen und Verleumdungen können wir, die Antifa Itzehoe, nicht unkommentiert stehen lassen. Daher bitten wir sie, nachdem sie sich so deutlich zur Demokratie bekannt haben, die folgende Gegendarstellung in der nächsten Ausgabe der Dithmarscher Landeszeitung zu veröffentlichen.
"Eine Schlacht zwischen Extremisten ist Heide erspart geblieben und Gefahren für die Mitbürger seien ausgeschaltet worden." Mit diesen und anderen Formulierungen zeigen die Verfasser deutlich wie stark ihr denken in Klischees und Vorurteilen, nämlich vom höchst gewaltbereiten Randalierer namens Antifaschist/in, verhaftet ist. Diese Vorurteile nutzen sie um ein bürgerkriegsähnliches Gefahrenszenario zu erschaffen, das es am 1. Mai in Heide so nicht gegeben hat, um uns Gegendemonstranten pauschal zu radikalisieren. Besonders warum das Aufeinandertreffen von Faschisten und Antifaschistinnen eine Gefahr für unbeteiligte Bürger darstellt, ist nicht nachvollziehbar und wird nicht mit konkreten Ereignissen vor Ort belegt bzw. die angeführten Behauptungen sind unwahr.
Das betrifft besonders die Behauptung, dass die zum Bahnhof vorgedrungene Gruppe von Antifaschistinnen, in der zufällig auch Mitglieder aus unseren Reihen vertreten waren, vorhatte den aus Neumünster einfahrenden Zug, in dem sich ein großer Teil der Neonazis befand, mit "Steinen" zu attackieren. Ziel dieser Gruppe war es, sich einen überblick über die Anzahl der anreisenden Neonazis zu machen und diese lautstark zu begrüßen, auf diese aufmerksam zu machen. Steine führten wir nicht mit uns. Diese Behauptung ist ebenso unwahr wie die, dass Antifaschistinnen den Zug mit den abreisenden Neonazis stürmen und diese "raus prügeln" wollten. Viel einfacher wäre es gewesen, die kleine Gruppe, mit dem Auto angereister Neonazis, zu attackieren, als sie den Demonstrationszug ohne Polizeischutz auf einem nicht kurzen Weg verließen. Auch das ist nicht geschehen, denn das Ziel war auch zum Ende der Demonstration die Neonazis so lang wie möglich zu behindern, nicht ihnen allein die Straße zu überlassen und ihre hetzerischen Parolen zu übertönen - gewaltlosen Widerstand zu leisten. Gewalt war nicht vorgesehen und wurde von niemanden angewandt. Auch wenn das agieren der Polizei nicht immer fehlerfrei war, sich Chancen hierzu ergeben haben.
Des weiteren wehren wir uns vehement mit Faschisten in einen Topf, namens "Extremisten", gesteckt zu werden. Eine menschenverachtende Gewaltbereitschaft wie es die Anschläge in Hoyerswerda, Mölln, Solingen und Rostock-Lichtenhagen gezeigt haben, ist im linken Spektrum tabu. Darüber hinaus wirken Formulierungen wie "...dass die Rechtsextremisten dieses Etikett teilweise verdienen..." stark verharmlosend.
Das agieren der Polizei mit "Nachdruck" ist, wie in anderen Medien leider auch, nur unvollständig wiedergegeben. Zur Eskalation an der "Ecke Danziger Straße/Hans Bröckler-Straße" kam es, als die Polizeikräfte, angeführt von den Hundeführern, nach der zweiten Sitzblockade, die von Antifaschistinnen nach Aufforderung durch die Polizei freiwillig aufgehoben worden war, diese immer schneller vor sich hertrieben. So kam es das langsamere Antifaschistinnen zu dicht an die Polizeihunde gerieten und gebissen wurden, ohne eine Aggression begannen zu haben. Nach dem die Hunde losgelassen hatten, setzte die Polizei ihr laufschrittartiges Tempo fort und wieder kam es zu Angriffen seitens der Hunde. Wenn man hinterrücks von einem Hund angefallen wird, kann einem dann auch schon einmal der Fuß ausrutschen. Das ist nicht mehr als Notwehr. Wir heben noch einmal hervor: Es erfolgten keine tätlichen Angriffe auf Polizisten bzw. Hunde, die ein Angreifen der Hunde gerechtfertigt hätten. Als die Polizei nach der zweiten Eskalation stoppte, fragten Antifaschistinnen die Hundeführer nach ihren Dienstnummern, um später rechtliche Schritte einzuleiten. Die Hundeführer weigerten sich, waren sehr aggressiv. Dieser Zwischenfall hatte nicht nur "eine Bisswunde an der Hand", sondern mindestens sieben überlieferte Bisswunden u.a. auch zwei in der Bauchkuhle zur Folge. Sitzblockaden und mit Transparenten vor dem Demonstrationszug hergehen betrachten wir als legitime und vor allem friedliche Mittel um dem Faschismus entgegenzutreten.
Die Gegendemonstration war ein "(kein) Erfolg". Trotz der Vertuschungsversuche von Kreis- und Stadtverwaltung und dem harten Vorgehen der Polizei erreichten wir durch Sitzblockaden erhebliche Verzögerungen, eine Umleitung bzw. Verkürzung der Strecke und hinterfragten dauerhaft verbal oder mit Transparenten die Parolen der Neonazis. Wir haben die Stadt Heide nicht den Neonazis überlassen, dass hat nichts mit mangelndem "Demokratieverständnis" zu tun sondern ist für uns die logische Konsequenz aus zwölf Jahren faschistischer Diktatur. Der Ausspruch "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen" ist unsere Maxime.
Das gerade in diesem Land Antifaschistinnen, die am 1. Mai friedlich gegen Faschismus kämpfen, am 2. Mai als "extremistisch, geistlos und demokratiefeindlich" betitelt werden, ist im historischen Kontext eine bodenlose Frechheit.(Antifa Itzehoe)