[sozialforum hamburg] soziale probleme durch hartz iv
horst speck
specksoft
at freenet.de
sam jan 29 11:33:23 cet 2005
feuer in hartziv-gebäude
http://www.osthessen-news.de/beitrag_b.php?id=1113527
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maria kerschl schrieb:
> aus: http://www.rbi-aktuell.de/politik/27012005-01/27012005-01.html
gravierende soziale probleme durch hartz iv
bilanz nach einem monat
von elmar getto
wie befürchtet und von einigen vorausgesagt, ist hartz iv nur mit
schwerwiegendsten problemen angelaufen. ein sozialanwalt hält 100% der
ergangenen bescheide für fehlerhaft. wie befürchtet, begann bereits die jagd
auf mieter von angeblich zu großen und zu teuren wohnungen. clements
voraussage, es werde nur einige extremfälle geben, in denen umgezogen werden
müsse, hat sich als eine weitere unwahrheit erwiesen. die tiefgreifendsten
probleme gibt es mit der überführung bisheriger sozialhilfeempfänger in das
arbeitslosengeld ii (alg ii). menschen stehen ohne geld da. menschen stehen
ohne ärztliche hilfe da. bei hilfsorganisationen erscheinen verzweifelte
mütter, die ihre kinder nicht mehr ernähren können. ‚fallmanager’ in den
arbeitsagenturen sind überfordert oder zynisch: „sie haben kein geld mehr?
stellen sie sich doch auf den marktplatz und betteln!“. nun fällt auch ein
dgb-landesvorsitzender in die hetze gegen die arbeitslosen ein.
schröder, clement , und alle anderen langnasigen politiker (bei soviel lügen
müßten ihnen ja lange nasen wachsen, nicht wahr?) feiern, daß hartz iv
„problemlos“ angelaufen sei. die hofberichterstattungsmedien fallen in den
chor ein: „problemlos!, problemlos!“. zehntausende bekamen das geld
verspätet – kein problem für clement. tausende haben bis heute kein geld –
kein problem für schröder. tausende wurden zum umzug aufgefordert – kein
problem für die ‚tagesschau’. hunderte bekommen nicht die ganze miete
bezahlt – kein problem für ‚heute’. tausende von anträgen spurlos
verschwunden – kein problem für den ‚spiegel’. hunderte von schecks an
falsche adressen geschickt – kein problem für die ‚welt’. nach einschätzung
von sozialexperten sind 70 bis 100 % der bescheide fehlerhaft – kein problem
für die ‚faz’. verzweifelte kranke menschen werden von ärzten und
krankenhäusern abgewiesen – kein problem für die ‚süddeutsche’.
marcel kankarowitsch, geschäftsführer der diakonie potsdam, sagte am
24.januar laut der ‚märkischen allgemeinen“ vor journalisten, daß hartz iv
bereits jetzt zu „gravierenden sozialen problemen“ geführt hat. er berichtet
von gesetzeslücken, von fehlenden durchführungsvorschriften, von ‚nicht
nachzuvollziehenden bescheiden’ und sagt: „hilfsbedürftigen geht es jetzt
richtig existentiell schlecht.“
wie schön, daß schröder und clement währenddessen aus dem feiern nicht mehr
herauskommen.
in den diakonie-beratungsstellen in potsdam und im kreis potsdam-mittelmark
haben sich bereits mehrere schwer kranke hilfesuchende gemeldet, die durch
die verlagerung aus der sozialhilfe in das alg ii jetzt ohne
krankenversicherung da stehen und keine gesundheitsleistungen bekommen.
berichtet wird auch von einer ausländerin, traumatisiert durch krieg in
ihrer heimat, die kurz vor der jahreswende ein kind bekommen hatte. weder
sie noch das baby wurden zur nachsorgeuntersuchung angenommen. diese frau
kann nun keine ärztlichen atteste vorweisen und bekommt deshalb probleme bei
der ausländerbehörde mit der verlängerung der aufenthaltsgenehmigung.
währenddessen ziehen die politiker mit ihren nebeneinnahmen von
großkonzernen von party zu party.
allein in potsdam gibt es sechs familien aus dem kreis der vorherigen
sozialhilfeempfänger, die trotz rechtzeitiger antragstellung bis heute
keinen bescheid erhalten haben. sie sind daher ohne krankenversicherung und
ohne mietübernahme, so wie auch andere fälle in potsdam. die ersten
mahnbescheide der vermieter gingen schon ein. man vergleiche dies mit
schröders vollmundiger erklärung vom august 2004, daß es den
sozialhilfeempfängern mit hartz iv sogar besser gehen würde. rbi-aktuell hat
bereits in einem artikel am 18.10.04 darauf aufmerksam gemacht, daß hartz iv
auf mittlere sicht massiv zu obdachlosigkeit führen wird.
weiterhin werden viele fälle berichtet (das bezieht sich alles noch auf die
aussagen des diakonischen werkes potsdam), in denen die hilfsbedürftigen
einen geringeren betrag überwiesen bekamen als im bescheid ausgewiesen. ein
großes problem ist es auch, in der „potsdamer arbeitsgemeinschaft zur
grundsicherung für arbeitssuchende (paga)“ den zuständigen ‚fallmanager’ zu
finden. "es gibt nirgends einen ansprechpartner". dadurch können
hilfsbedürftige ohne bescheide oder mit falschen bescheiden keine hilfe
bekommen.
bei ausländern mit bleiberecht sei es besonders schlimm, wenn sie keine
guten deutschkenntnisse hätten. „sie werden in der ‚paga’ von tür zu tür
geschickt.“ einige hätten den 16-seitigen antrag noch einmal ausfüllen
müssen, obwohl sie ihn bereits abgeschickt hatten.
die ‚fallmanager’ haben keine erfahrungen mit sozialhilfeempfängern und
geben keine ratschläge. so ist es z.b. für haftentlassene wichtig, daß die
miete und eventuelle schuldenrückzahlungen direkt an die vermieter bzw.
gläubiger gehen, weil sie nicht mehr gewohnt sind, geld einzuteilen. die
fallmanager weisen aber nicht auf die möglichkeit hin, die direkte
mietüberweisung zu beantragen. die überweisung an die gläubiger ist bei alg
ii nicht vorgesehen- gesetzeslücke?
wie schön, daß stoiber, merkel und westerwelle diese probleme nicht haben.
aus der tee- und wärmestube der diakonie in glindo wird berichtet, daß
betroffene zwischen werder, potsdam und teltow hin- und hergeschickt werden.
"die leute fühlen sich wie auf einem verschiebebahnhof".
nicht, daß dies irgendeinen politiker von den regierungsparteien spd und
grünen interessieren würden. sie haben ja andere probleme, so z.b. das viele
geld zu zählen, das man ihnen zukommen läßt.
das sind einzelfälle? nein, das ist ein winziger ausschnitt des
gesamtproblems „agenda 2010“. hier sind nur besonders krasse fälle aus der
stadt potsdam und dem landkreis aufgezählt – und wieviel städte und
landkreise haben wir in deutschland?
wohin man kommen kann, wenn geldgierige politiker in den gewerkschaften sich
nur mehr als vertreter ihrer partei fühlen, beweist uns soeben der
vorsitzende des dgb sachsen, der spd-landtagsabgeordnete hanjo lucassen. er
unterschrieb gemeinsam mit dem vorsitzenden der vereinigung sächsische
wirtschaft eine erklärung zur neuen zwangsarbeit der ‚ein-euro-jobs’, in der
es u.a. heißt:
„die unterzeichner wollen sich gemeinsam dafür engagieren, daß die
zusammenführung von arbeitslosen- und sozialhilfe in sachsen als eine der
wichtigsten reformen auf dem arbeitsmarkt gelingt. eine der größten aufgaben
der arbeitsgemeinschaften wird die aktivierung der leistungsempfänger
sein...“
„hartz iv kann (...) dazu beitragen, daß die arbeitsfähigen
langzeitarbeitslosen wieder zugang zum arbeitsmarkt finden.“
„die unterzeichner begrüßen ausdrücklich, daß (... ) arbeitsfähigkeit und
–willigkeit durch arbeitsgelegenheiten getestet und verbessert werden.
deshalb wird die schaffung von arbeitsgelegenheiten unterstützt.“
„die unterzeichner fordern (...) die einrichtung von beiräten. in den
möglichst kleinen beiräten, die von leistungsempfängern frei zu halten sind,
sollten vorrangig die sozialpartner vertreten sein ...“
sie glauben es nicht? ich hätte es auch nicht geglaubt, daß der dgb
offiziell eine solche stellungnahme herausgibt, in der offen gegen die
arbeitslosen gehetzt wird. lesen sie selbst auf der website des dgb sachsen
nach:
http://www.dgb-sachsen.de/news/index.htm?pm_id=393
menschenverachtend, zynisch, skrupellos, lügnerisch, schamlos, das ist das
profil der politiker der berliner parteien bis hin zur pds (sind es in
berlin doch pds-senatoren, die die verantwortung für die neue zwangsarbeit
der ‚ein-euro-jobs’ tragen).
maria kerschl