Schulden statt neuer Existenz
Ralf Wurzbacher
Selbst das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) räumt in einer aktuellen Analyse ein, dass die 2003 im Rahmen der "Hartz-Reformen" als Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik eingeführten "Ich-AGs" nicht unbedingt als Erfolg zu bewerten sind. Seit Januar 2003 wurden mehr als 250000 Arbeitslose mit Existenzgründungszuschüssen gefördert. Fast ein Fünftel davon ist inzwischen wieder aus der Statistik verschwunden, obwohl die maximale Förderdauer drei Jahre beträgt. über die Hälfte dieser Ich-AG-Abbrecher sind inzwischen wieder als Erwerbslose gemeldet, viele von ihnen nicht nur um "wertvolle Erfahrungen", wie es in der Studie heisst, sondern auch um einen Schuldenberg "reicher".
Das zentrale Problem der gescheiterten Ich-AGs liegt laut Studie häufig im Marketing. Die Gewinnung von Kunden und die Durchdringung des Marktes "ist und bleibt die grösste Hürde für alle Newcomer". Kaum weniger schwerwiegend seien die Finanzierungsengpässe: "Gründungen aus Arbeitslosigkeit starten ohnehin unter ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, was zusätzlich Schwierigkeiten beim Zugang zu Fremdkapital macht". Ein Sechstel der Befragten sieht im nachhinein auch die eigene Unternehmensidee bzw. deren Umsetzung skeptisch. Zumindest bei einem Teil davon hätte ein sorgfältig ausgearbeiteter Geschäftsplan die konzeptionellen Schwächen rechtzeitig aufdecken können. Allerdings räumt die Studie auch ein, dass vielen Erwerbslosen die Gründung einer "Ich-AG" von ihren zuständigen Beratern regelrecht aufgedrängt und mit der Aussicht auf unbürokratische Vergabe der Födermittel schmackhaft gemacht worden ist. Als "bedenklich" wird bewertet, dass viele gescheiterte Existenzgründer angaben, nur unzureichend über die Kosten für die eigene Sozialversicherung informiert gewesen zu sein
Die IAB-Studie empfiehlt daher eine striktere Kontrolle des Förderzugangs und bessere Beratung. Damit könnten sowohl die Gründer vor Schaden bewahrt als auch Missbräuche verhindert werden.
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen in den regelmäßigen Motivationskursen. Wer kritisch gegenüber Existenzgründung war, wurde als Miesmacher und Stimmungsvergifter hingestellt. Bisher konntest Du wenigstens deine Meinung sagen.
Ich habe immer vertreten, wer jemand anderes zu einer Ich- AG oder anderer Existenzform rät, nimmt in Kauf, dass er sich ins Unglück stürzt.
Das führte zu lustigen Reaktionen bei den Teilnehmern.
Forschungsinstitut zieht skeptisches Fazit nach zwei Jahren "Ich-AG"