Rechte Aktivitäten in Dithmarschen und anderswo

Nazi-Aktivitäten in Dithmarschen 2007

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1. Januar:


Am Neujahrsmorgen, gegen 4 Uhr, wurde ein 22jähriger Bargenstedter aus einer sieben- bis neunköpfigen Gruppe heraus angegriffen und von einem Unbekannten mit einer Zaunlatte am Kopf verletzt. Der Angegriffene trug Prellungen davon. Tatort war die Straße Schmalenrade in Höhe der Schule in Bargenstedt.

6. Januar:

In der ehemaligen Gaststätte „Zur Börse“ in Neufeld fand erneut ein Rechts-Rockkonzert mit den Bands „ZOG SUX“ aus Itzehoe und „Blue Eyed War“ aus Anklam statt. Ca. 60 TeilnehmerInnen aus der rechten Szene waren der Einladung der „Nationalen Aktionsfront Dithmarschen“ gefolgt.

16. Januar: An der Demonstration der Protestinitiative gegen die Kreisreform am 16. Januar 2007 in Meldorf sollen laut den Behörden mindestens sechs bekannte Neonazis teilgenommen haben. Die Protestinitiative „Wir sind Dithmarschen“ hat sich nicht öffentlich dazu geäußert.

20. Januar:

Auf Einladung der „Nationalen Aktionsfront Dithmarschen“ kamen ca. 120 rechtsextreme Personen aus dem gesamten norddeutschen Raum (Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern) nach Neufeld in die ehemalige Gaststätte „Zur Börse“ in der Straße Ünner’n Diek 38. An diesem Abend sorgten ab 20 Uhr „Das letzte Aufgebot“, „Sachsonia“ aus Dresden und die Kieler Band „V-Punk“ für „nationale“ Stimmung. Der Inhaber der ehemaligen Gaststätte Walter Ruesch (Automatenaufsteller aus Süderheistedt) hat kein Problem mit der Gesinnung
seiner Mieter.

In der rechtsextremen Szene kursiert ein Sammelbrief des "nationalen" Publizisten Heinz Mahncke aus Tellingstedt, der bei der Bundestagswahl 2002 für die NPD auf Platz 3 der Landesliste kandidiert hat. In seinem Schreiben attackiert Mahncke (Jg. 1925), vormals Freiwilliger der Waffen-SS (zuerst Leibstandarte Adolf Hitler, später Totenkopf-Division) und Mitglied der Sozialistischen Reichspartei (SRP), Gert Sudholt und Harald Neubauer als „Gauner". Sudholt, heute Inhaber des Verlagskomplexes Druffel & Vowinckel, habe ihn vor Jahren „betrogen" und „verleumderische Behauptungen" verbreitet sowie den Aufbau einer „ersten volkstreuen Gesamtladenbuchhandlung" durch ihn verhindert. Dem „Gauner" Neubauer wirft Mahncke vor, dass dieser absprachewidrig Mitte der 80er Jahre einen Zusammenarbeitsvertrag zwischen ihm und den Republikanern gekündigt habe. Mahncke habe laut Eigenangabe bei der REP-Gründung 80.000 DM beigesteuert und einen Zusammenarbeitsvertrag abgeschlossen. Mahncke appelliert an die Adressaten seines Sammelbriefes „die beiden Gauner Sudholt und Harald Neubauer als ehrlose Lumpen aus der Gesellschaft für freie Publizistik auszuschließen.“ (Der 20. Januar ist laut Nazi- Homepage Altermedia das Datum des Rundbriefes von Mahncke; der vorangegangene Artikel wurde z.T. dem „Blick nach Rechts" vom 22.02.2007 entnommen)

23. Januar:

Eine Veranstaltung des Antifaschistischen Bündnisses im Meldorfer Jugendzentrum musste unter Polizeischutz stattfinden. Einige Nazis, die die Veranstaltung stören wollten, wurden von der Polizei festgesetzt.

7. Februar:

Ein NDR-Team wurde bei Dreharbeiten vor der „Börse" in Neufeld von zwei Nazis bedroht. Daraufhin nahm die Polizei beide fest und durchsuchte die ehemalige Gaststätte.

9. März:

Wegen versuchter Nötigung, versuchter Körperverletzung und versuchter Sachbeschädigung mussten sich drei Nazis aus Kronprinzenkoog und Marne vor dem Jugendschöffengericht Meldorf verantworten. Sie hatten am 21. Mai 2006 auf dem Fischmarkt in Friedrichskoog aber nicht nur randaliert, sondern auch rechtsextreme Parolen gerufen und waren wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen angezeigt worden. Laut dem Bericht der „Dithmarscher Landeszeitung“ spielte dies aber in dem Gerichtsverfahren keine Rolle. Der Prozess wurde
vertagt.

10. März:

Vor der Disco „Roadhouse“ in Heide gab es Auseinandersetzungen mit Nazis aus Schleswig, die Punks verprügeln wollten. Sie drohten, in der nächsten Zeit wiederzukommen. Ein Punker hatte es knapp geschafft, vor den Nazis zu fliehen.

12. März:

Um ca. 22.00 Uhr wurde ein Punk auf dem Weg zum Bahnhof in Meldorf von Nazis belästigt. Auf dem Rückweg vom Bahnhof wurde der Punk angegriffen und mit Glasscherben einer zerbrochenen Flasche im Gesicht verletzt. Er konnte den Angriff mit seinem Pfefferspray abwehren. Anzeige wurde nicht erstattet.

17. März:

In der ehemaligen Gaststätte „Zur Börse“ in Neufeld hat ein weiteres Nazikonzert mit den Bands „Das letzte Aufgebot“ und „Underground Rebels“ stattgefunden. Ca. 150 Nazis aus Schleswig- Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg- Vorpommern und Sachsen-Anhalt nahmen daran teil.

31. März:

In der ehemaligen Gaststätte „Zur Börse“ in Neufeld fand erneut ein Rechts-Rock-Konzert statt, zu dem knapp 200 Neonazis und extrem rechte Skinheads anreisten. Dieses Konzert wurde von Neonazis aus dem Spektrum der in der Bundesrepublik verbotenen „Blood & Honour"-Bewegung (B&H) und der neonazistisch-terroristischen Organisation „Combat 18" (C18, zu Deutsch „Kampf Adolf Hitler“) organisiert. Unter dem Motto „No Surrender Day" wurde für dieses Konzert seit Wochen geworben. Angekündigt wurde es zum einen auf einer eigens für die Veranstaltung eingerichteten Internetseite, die ein maskierter Mann mit Maschinengewehr „schmückt". Außerdem wurde es auf Internetseiten des international agierenden Neonazimusiknetzwerkes „Blood & Honour" angekündigt. Ein Teil der KonzertbesucherInnen nahm vorher am Naziaufmarsch in Lübeck teil. Obwohl dieses Konzert mitsamt seinen Organisatoren schon seit Wochen bekannt und die Verbindungen zu B&H und Combat 18 offensichtlich waren, schritt die Polizei nicht ein. Wieder einmal wurde deutlich, dass das Verbot von B&H eine Farce ist.

21. April:

Bereits zum 5. Mal in diesem Jahr fand ein Rechts- Rock-Konzert in der ehemaligen Gaststätte „Zur Börse“ in Neufeld statt. Es wurde von der „Nationalen Aktionsfront Dithmarschen“ organisiert. Angekündigt wurden die Bands „Terroritorium“, „Das letzte Aufgebot“, „Störmanöver“, „Breakdown“ und „Aristokraten“. 95 Nazis aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, aber auch aus Bremen, Berlin, Ludwigslust, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und aus dem Hunsrück nahmen an dem Konzert teil. Die Polizei, die mit über 200 BeamtInnen bis 2 Uhr nachts im Einsatz war, kontrollierte nicht nur - wie bei den zuvor stattgefundenen Konzerten - die Führerscheine und Personalausweise, sondern erstmals auch die Fahrzeuge und Personen. Dabei
wurden im Laufe des Abends drei Baseballschläger, Butterflymesser, Pfeffersprays, Bekleidungsstücke mit verbotenen Schriftzügen sowie indizierte Bücher und CD-Koffer mit indizierter Musik sichergestellt. Der Staatsschutz ermittelt. Vier Platzverweise wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz wurden ausgesprochen.

24. April:

Der Landesverfassungsschutz stellt in seinem Bericht fest, dass die rechtsextremistische Szene in Dithmarschen auch 2006 einer der Schwerpunkte in der Beobachtung des Verfassungsschutzes war und wird es nach Ansicht des Amtes auch bleiben.

25. April:

Die NPD führte in Heide (gegenüber der Vereinsbank in der Nähe des Rondells) einen Infostand durch. Ingo Stawitz und ein NPD-Mitglied namens Rudolf Rosenthal waren vor Ort.

28. April:

Um 10 Uhr haben am ZOB in Marne 42 Nazis eine Gegenkundgebung mit dem Motto „Musik auch für nationale Bürger“ - annähernd unter Ausschluss der Öffentlichkeit - abgehalten. Anmelder war David Tiedje vom NPD-Bezirksvorstand. Den Grund für die Anmeldung am ZOB gaben die Nazis in einem Artikel damit an, dass sie die Anreise von AntifaschistInnen mit öffentlichen Verkehrsmitteln
behindern wollten.

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1. Mai:

Dithmarscher Neonazis nahmen mit einem Transparent am NPD-Aufmarsch in Bad Bramstedt teil.

5. /6.Mai:

Die Polizei hat mit einem Großeinsatz ein von etwa 170 Nazis besuchtes Konzert in der ehemaligen Gaststätte „Zur Börse" in Neufeld bei Brunsbüttel aufgelöst. Seit Dezember 2006 haben sechs Konzerte der Nazis in Neufeld stattgefunden. Die Behörden hatten aber nichts dagegen unternommen, selbst ein Konzert der verbotenen Organisation „Blood & Honour" am 31. März war nicht unterbunden worden, obwohl die Polizei Kenntnis davon hatte. Dieses Mal waren die Bands „Sachsonia“ (Dresden), „Lumex“, „Apple Church" und „SPQR“ (Rom) angekündigt worden. Nachdem beim letzten Konzert am 21. April Waffen, verbotene CDs und Bücher sowie Kleidung mit verbotenen Zeichen gefunden worden waren und nachdem über 200 Menschen am 28. April in Marne bei einer Kundgebung gefordert hatten, den Nazis den Ton abzudrehen, hat die Polizei endlich gehandelt und dem Nazi-Treff in Neufeld vorläufig ein Ende gesetzt.

Nachtrag zum 8. Mai:


Rechtsextremisten nutzten den 8. Mai, Tag der Befreiung vom Faschismus, zu geschichtsrevisionistischen Aktivitäten. Laut VS-Bericht wurden ‚Reinigungs- maßnahmen’ an einem Soldatenehrenmal in Wesseln durch Neonazis bekannt. In dem zuvor veröffentlichten Aufruf fanden sich nicht nur revisionistische Bezüge, sondern auch Formulierungen aus dem nationalsozialistischen Sprachgebrauch: So
wurden getötete Soldaten auch als ‚Sozialisten der Tat’ bezeichnet. Dementsprechend schließt der Aufruf mit den Worten: ‚Heraus zum Tag der Ehre! Ehrendienst ist Sozialismus der Tat’. (Quelle: Verfassungsschutzbericht)

25. Mai:

In Dithmarschen hat sich laut Polizei die Anzahl der Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund von 2004 (13) bis 2006 (40) mehr als verdreifacht. 2005 waren es 19 Straftaten. Für Schleswig-Holstein
stellte das Innenministerium einen Anstieg um über 50 Prozent fest: Von 337 in 2005 auf 510 in 2006.

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9. Juni:

Die NPD führte in Marne einen Infostand durch. Es ist bereits der zweite in Dithmarschen nach Heide (25.4.) innerhalb von 6 Wochen.

05.10.07:

Die Polizei hat sowohl in Marne als auch in St. Michaelisdonn Plakate mit verfassungsfeindlichen Symbolen sichergestellt. Die Herkunft der Plakate mit Hakenkreuzsymbolen ist noch unbekannt. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an. (Quelle: Polizeipresse)

Im Oktober:

Ein 36jähriger Heider wurde wegen der zweifachen Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen vom Amtsgericht Meldorf zu einer Geldstrafe in Höhe von 30 Tagessätzen à 5€ verurteilt.

Er hatte am 1. Mai 2006 auf dem Dach eines (zumindest damals) von Neonazis belebten Hauses in der Marienstraße in Heide gestanden und dabei zwei Mal den rechten Arm zum Hitlergruß gegen vor dem Haus stehende linke DemonstrantInnen erhoben. Dabei war er von Polizeibeamten beobachtet worden.

Anfang November:

Werbeplakate für die Ausstellung "Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden 1933 bis 1945" wurden in der Heider Innenstadt beschädigt und zum Teil zerstört - wahrscheinlich von Neonazis. Die Dithmarscher Landeszeitung bezeichnete dies in ihrer Ausgabe vom 2.11.07 verharmlosend als "Unmutsbekundungen zur Geschichte". (Quelle: Dithmarscher Landeszeitung)

4. Dezember:

Ein 21jähriger Kronprinzenkooger wurde wegen gefährlicher Körperverletzung vom Amtsgericht Meldorf zu neun Monaten Jugendstrafe, ausgesetzt auf 2 Jahre Bewährung, verurteilt. Er hatte am Nachmittag des 23.09.06 im Marner Stöfenpark einem 42jährigen Mann mit einer Dachlatte brutal ins Gesicht geschlagen. Dieser erlitt einen doppelten Kieferbruch, verlor mehrere Zähne und ist bis heute nicht beschwerdefrei.

Der sechsfach - u. a. wegen gefährlicher Körperverletzung, Hitler-Gruß und Sieg-Heil-Gegröle - vorbestrafte 21jährige erhielt als Auflage, sich weiterhin seinem Bewährungshelfer zu unterstellen, erneut ein Anti-Aggressionstraining zu absolvieren, 500 € Schmerzensgeld an das 42jährige Opfer zu zahlen sowie 120 Stunden gemeinnützige Arbeit abzuleisten.

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