So stand es dann in der Taz.
Die lokale "Dithmarscher Landeszeitung" war erleichtert: "Heide kann aufatmen"
hieß es am 2. Mai. Am 1. Mai waren rund 150 Nazis durch die Kleinstadt marschiert.
Doch das fand die Redaktion nicht weiter schlimm. Angst hatte sie vor ihrer eigenen
Prognose, nämlich befürchteten "Ausschreitungen" von linken "Extremisten".
Ein einzelner Schüler aus Heide klagte vor dem Verwaltungsgericht gegen den
geplanten Ausmarsch, der Antrag wurde aber abgelehnt. Er habe schließlich, so die
Richter, die Möglichkeit, sich mit politischen Aktionen vor Ort gegen den
Naziaufmarsch zu wenden.
Genau das versuchte die Polizei zu verhindern. Da die mehreren hundert GegendemonstrantInnen an kaum einer Stelle gemeinsam auftraten, sondern in Gruppen mit 20 bis 70 TeilnehmerInnen agierten, ließ die Polizei das Verwaltungsgericht links liegen und kümmerte sich direkt um den "Schutz" des Nazi-Marsches. Rund 70 DemonstrantInnen wurden am Böttcher-Rondell über Stunden in einem Kessel festgesetzt, weitere erhielten "Platzverweise" für den Raum des Aufmarsches - nicht eben gute Voraussetzungen, um sich mit politischen Aktionen vor Ort für die Demokratie einzusetzen, wie das Verwaltungsgericht in Schleswig dies naiverweise vorgeschlagen hatte. Sitzblockaden wurden mal sanft zur Seite gedrängt, mal durch anstürmende Polizei in schwerer Schutzkleidung erschreckt, mal mit Knüppeln zerschlagen. Schließlich wurden Hunde losgelassen, mehrere Demonstranten verletzt, einer wurde mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.
Die Nazis verstanden anscheinend das Verhalten von Bürgermeister Stecher und Landrat Klimant als Unterstützung. Zumindest haben die Aggressivität und Bedrohungen von Nachbarn in Heide und Umgebung rund um den 1. Mai spürbar zugenommen.
Zwei DLZ- Redakteure wollen unbedingt Karriere machen. Dazu nutzen Martin Köhm und Heiko Kroll BILD- Klischees ohne Ende:Heide - Eine Schlacht zwischen Extremisten ist Heide gestern erspart geblieben.
Zudem gab es Anzeigen wegen Landfriedensbruchs, Beleidigung und Widerstandes.
Zwar sollen die Rechtsextremisten erst ab Mittag marschieren, doch sind sie auch
auf der DGB-Maikundgebung auf dem Südermarkt schon allgegenwärtig - wenigstens in
den Reden. (...)
Doch die Linken sind gut organisiert, arbeiten mit Spähern, versuchen immer wieder,
zum Bahnhof vorzudringen. Ein Gegendemonstrant tritt nach einem Polizeihund; ein
anderer Hund erwischt ihn an der Hand. Es kommt zu Gerangel, mehrere Antifaschisten
werden festgenommen. Ungestört marschieren die sozialistischen Nationalisten über
die Stadtbrücke. Es geht das Gerücht, Linksextremisten wollten den Zug stürmen und
die "Nazis raus" prügeln - doch noch einmal vereiteln die Polizeikräfte ein
Zusammentreffen. (Hervorhebung von mir, G.W.)