Sehr geehrte Damen und Herren, liebe FreundInnen des Peter Panter Buchladens,
gerne möchten wir Sie und Euch zu unserer nächsten Veranstaltung einladen und ausdrücklich auch auf die Veranstaltung in Heide hinweisen :
14.2.05, 20.00 Uhr "Die Kinder der Familie Stillschweig aus Heide - in Auschwitz ermordet", Kunsthaus (am Markt), Heide 15.2.05, 20.°° Uhr "Juden in Süderdithmarschen", Dithmarscher Landesmuseum, Bütjestr. 2, Meldorf
"Juden in Süderdithmarschen - Fremde im eigenen Land Herzogtum Holstein 1799-1858" und stellt neue Erkenntnisse zur Meldorfer Familie Cohen vor
Dienstag, den 15. Februar 2005, 20.00 Uhr, Dithmarscher Landesmuseum (Kinosaal), Bütjestr. 2, 25704 Meldorf
Veranstalter: Peter Panter Buchladen und Arbeitskreis Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Dithmarschen in Kooperation mit dem Bildungswerk anderes lernen e.V., Heinrich Böll-Stiftung Schleswig-Holstein.
Marie-Elisabeth Rehn ist 1951 in Heide geboren und lebt seit 1978 in Konstanz. Sie hat in Beer Schewa und Zürich studiert, hat in Volkskunde promoviert und als Journalistin gearbeitet. Sie hat den NS-Alltag in ihrer Geburtsstadt Heide beschrieben ("Heider gottsleider"). Sie hat dabei mitgeholfen, Erinnerungsberichte einstiger niederländischer Zwangsarbeiter in Deutschland zu veröffentlichen (Übersetzungen: Jan Krist: "Die Hölle von Rees"; Henk Saakes: "...alle malen zal ik wenen"). Mit "Die Stillschweigs" (zusammen mit Erwin Rehn), "Juden in Norderdithmarschen", "Juden in Friedrichstadt" und nun "Juden in Süderdithmarschen" hat sie ihr Augenmerk auf die jüdische Minderheit an der schleswig-holsteinischen Westküste gerichtet.
"In Süderdithmarschen hat es zwischen 1800 und 1863 eine kleine Schar von Juden gegeben, hiervon zeugt im Schleswiger Landesarchiv der umfangreiche Aktenbestand "Probstey Süder-Dithmarschen: fremde Religions-Verwandte". Es handelt sich hierbei um die Gesuche von Juden, die sich in verschiedenen Orten des Südteils von Dithmarschen niederlassen und ihrem Gewerbe nachgehen wollten. Die Erlaubnis hierzu konnte nur der König in Kopenhagen, der auch in Schleswig und Holstein der Landesherr war, in der Form eines besonderen Gnaden-erlasses geben, denn das Gesetz sah die Niederlassung von Juden in den beiden Herzogtümern nicht vor. Jüdische Gemeinden, deren Existenz durch Sonderrechte garantiert wurde, gab es nur an wenigen Orten, die größte davon existierte in Altona, weitere gab es in Glückstadt, Wandsbek, Elmshorn, Rendsburg oder Friedrichstadt. Diese Gemeinden waren zumeist zur Zeit der Glaubenskriege im 17. Jahrhundert entstanden; während des Mittelalters hatte es in Schleswig und Holstein keine jüdischen Gemeinden gegeben.
Juden bildeten in beiden Landesteilen eine verschwindend geringe Minderheit. Ihr Anteil an der Gesamt-bevölkerung lag immer weit unter einem Prozent. Trotzdem wurden die Vorschriften des Paragraphen 42 der "Großfürstlichen Polizeiverordnung" von 1768 mit dem Ziel der "Verminderung der Anzahl der Juden" bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zitiert, wenn es um die Einbürgerungswünsche von Juden ging, die nicht in den klassischen vier Gemeinden Altona, Glückstadt, Rendsburg und Friedrichstadt bleiben wollten. In den Gesetzen des 18. Jahrhunderts fanden Juden außerhalb dieser Orte nur als reisende Marktbeschicker und Hausierer oder Arme ohne festen Wohnsitz Erwähnung. Sie gehörten somit zur immer größer werdenden Schar derer, die im Zuge der Bevölkerungsexplosion seit dem Dreißigjährigen Krieg auf der Suche nach Nahrung die Landstraßen bevölkerten...
Das leise Bedauern, das sich einstellt, wenn man die Biographien jener Juden studiert, die sich während der Emanzipationsperiode mit großer Anstrengung um eine Eingliederung in die Gesamtgesellschaft bemühten und immer wieder zurückgewiesen wurden, ist daher eines der Leitmotive der vorliegenden Arbeit."
(aus "Juden in Süderdithmarschen")