Von 1888 bis 1935
führte Samuel Stillschweig ein Bekleidungsgeschäft in der Heider
Friedrichsstraße. Mit seiner Frau Auguste lebte und handelte er in
Heide. Sein Geschäft war gut eingeführt und lief über viele Jahre sehr
gut, weil er einen festen Kundenkreis gewinnen kontte. Auguste und
Samuel waren in der Heider Geschäftswelt anerkannt und bei ihren
Kundinnen und Kunden beliebt. Sie zogen vier Kinder groß: Frieda,
Martha, Gertrud und David (Dagobert) ein fünftes starb kurz nach der
Geburt.
Mit der einsetzenden Gewaltherrschaft und dem Rassismus und
Antsemitismus der Nazis änderte sich die Situation der Stillschweigs.
Das Geschäft wurde ab dem 1. April 1933 boykottiert, viele gute Freunde
wandten sich von ihm und den Kindern ab. Auguste hat dies nicht mehr
miterleben müssen; sie ist schon 1923 gestorben. Samuel Stillschweig
überlebte ihren Tod um 12 Jahre; der Antsemitismus war unerträglich
geworden. So konnte der SS Bürgermeister von Heide K. Herwig 1938 am
Tag der Reichspogromnacht verkünden, dass Heide "judenfrei" sei. Die
Kinder von Samuel und Ausguste Stillschweig, Frieda, Martha und David
hatten Heide verlassen, um Berufe zu erlernen. Gertrud ging nach
Hamburg, als ihr Vater gestorben war und das Haus - nachdem es lange
keinen Interessenten gefunden hatte, an den Uhrmacher Jessen verkauft
wurde. (Später war dort das Geschäft von Juwelier Backen, heute ist dort
die Drogerie Rossmann) Alle vier Kinder der Stillschweigs sind auf
unterschiedlichem Weg nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet
worden.
Die Journalistin und Volkskundlerin Dr. Marie Elisabeth Rehn, die durch ihr Buch "Heider gottsleider" in Heide bekannt geworden ist, hat zusammen mit ihrem Vater Erwin Rehn versucht, das Leben der Familie Stillschweig nachzuzeichnen und daraus eine Familiensaga geschrieben. Die Fakten sind eingebettet in eine Beschreibung der Lebensumstände, wie sie hätten sein können. In der Veranstaltung am 14. 02. 05 wird sie aus dem Buch lesen und über ihre Forschungsarbeit berichten
Nach dem 8. Mai
1945 haben eifrige Menschen die Dokumente und Informationen über die
Verbrechen der Nazi Herrschaft vernichtet. In Heide erinnert nur eine
versteckt angebrachte Tafel an den die grausame Zeit des
Hitlerfaschismus. Wir halten es für nötig, die Erinnerung an die
Personen, die Folter erlitten haben und ermordet wurden, wachzuhalten
Deswegen möchten wir, dass vor dem ehemaligen Haus der Stillschweigs in
der Friedrichstraße "Stolpersteine" gesetzt werden, die an das Schicksal
von Frieda, Martha, Gertrud und David Stillschweig erinnern.
Schon in
vielen Städten der Bundesrepublik sind zur Erinnerung an die Opfer des
Holocaust Stolpersteine aus Messing vor ihren früheren Wohnhäusern
installiert worden. Auch in Friedrichstadt, wo Auguste und Samuel
begraben wurden gibt es seit einiger Zeit solche Stolpersteine, denn in
Friedrichstadt gab es vor der Reichspogromnacht eine lebendige jüdische
Gemeinde. Christiane Thomsen, Museumsleiterin, berichtet am 14.02. 2005
über die Erfahrungen mit den Stolpersteinen in Friedrichstadt.
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