Wir waren damals um 1975 in der evangelischen Jugend aktiv. Wir wurden dort von engagierten Betreuerinnen zu Jungscharhelferinnen ausgebildet und haben viele Wochenenden auf dem Zeltplatz hinter der Neulandhalle verbracht. Eine große Gruppe waren aus Nordhastedt, wo Horn noch kleiner Pastor war. Eine weitere Gruppe war in Albersdorf. Die Marner waren aber zahlenmäßig die stärkste Gruppe. Marlene Ehlers war Leiterin des Haus der Jugend und hat uns einen nach dem anderen in die Kirchenarbeit geschleust. Pastor Meier war unauffällig. Nach einiger Zeit beschlossen wir, einen eigenen Topf für unsere ehrenamtliche Arbeit zu verlangen. Wir wollten die evangelische Jugendarbeit, die wir machten, auch selbst verrwalten. Wir rechneten uns Sympathie bei einigen Pastoren im Kreis aus und auch bei Gunter Hell, der damals die Neulandhalle leitete. | ||
Und so luden wir zu einer Vorstellung unserer Arbeit und unserer Pläne in das HdJ - Marne ein. Mich hatte man auserkoren, das Konzept vorustellen. Ich war ein zwei Jahre älter, als die anderen und erinnere mich auch nicht mehr so gut, aber ich glaube, dass ich den Sinn gut rübergebracht habe. Das Manuskript liegt auf dem Dachboden im Karton. Auf jeden Fall war erstmal Schweigen und dann sprang ein Pastor hoch und blaffte mich an, was wir denn für eine Legitimität hätten. Dann noch was von: kommt überhaupt nicht in Frage. Ich glaube zu erinnern, es hat kein anderer Pastor gewagt, irgendetwas für uns zu reden. | Damit war die evangelische Jugendarbeit für einige Zeit platt, wir sahen uns auch nicht wieder, waren so geschockt und hatten jedes Ehrenamt hingeschmissen. Und der Pastor Horn hat sich mit dieser jugendfeindlichen Hassrede die Sporen zum nächsten Propst 1978 verdient. 45 Jahre ist das nun her, da war er 40, und nur wenige haben das jemals zur Sprache gebracht. Es hat uns aber innerlich nie losgelassen. Darum bringe ich das hier, um unter die Lupe zu nehmen, was für ein Heuchler jetzt geehrt wird. Das fiel mir ein, als als es letzte Woche um die SS-Runen auf dem Grundstein der Neulandhalle ging. Die Verantwortlichen waren damit beschäftigt, uns niederuhalten, statt uns aufzuklären. | |
Am 5.Februar letztes Jahr erhielt der EX- Propst schon die Ehrenmedaille des Landes Schleswig- Holstein. Das Motto hieß: "Ehrenamt braucht Anerkennung". "Ich fühle mich sehr geehrt, das bedeutet mir sehr viel", sagte er in seiner hölzernen Art. Und weiter: "Ich habe mich immer für meine Mitmenschen interessiert und mich gerne für sie eingesetzt." Wer 1938 geboren wurde, behält auch nicht mehr alles genau, vor allem Schandtaten verdrängt man gern, weil es schwer ist, sich zu entschuldigen. Das kratzt ein wenig an den Autoritäten, die die Westküsteneinwohner so gern pflegen, bis sie welken. Das freut mich besonders. Nun hat die brischgebackene Meldorfer Bürgermeisterin Uta Bielfeld (SPD) mit noch einer Ehrennadel gewürdigt. Der sahnt jetzt richtig ab mit 82 Er hatte sich für seine Ehrung extra eine ausschweifende, aber nichtsdestotrotz eingängige, teil emotionale und mitreißende Rede aufgeschrieben. So formuliert es Redakteur Nils Leifeld am 25. Januar. Ausschweifend kenne ich Horn vor allem. Er erwähnte die vier Stolpersteine, die Menschen gedenken, die während der NS- Diktatur ermordet wurden. "Auch heute machen sich wieder Gedanken breit, die andere ausgrenzen wollen." Du zeigst mit einem Finger auf andere und drei zeigen auf Dich. Zum Abschluss bedankte Klaus Horn sich beim kommunalpolitischen Ehrenamt. Nur wenn das Ehrenamt auch mal was möchte, gibt es Prügel. Dann fabulierte er noch was von Leerstand der Herzen. |