Nicht gehaltener Beitrag für meine erste Telefonkonferenz

Erstaunlich, dass es funktioniert. Was meine ich denn jetzt mit funktionieren? Wenn es funktioniert, werden alle diesen Satz verstehen. Erstaunlich, dass es nicht funktioniert, gibt für Digitalkritiker*Innen keinen Sinn. Das wussten wir schon vorher. Wenn ich jetzt gefordert bin, diese Situation zu gestalten, aus den Einschränkungen herauszuschrauben, (Chancen zu nutzen) in Klammern, das zu erläutern jetzt zu weit führt -. Niemand weiß, womit sie/er es zur Zeit zu tun hat, wie lange geht das schon, war das je bekannt? Was dieses Vieh aus Wuhan betrifft, schwanken die Einschätzungen von bisher ist noch niemand zu Schaden gekommen bis zu wir werden alle sterben. Dabei gibt es einen Berg von Panikern und einen Berg von Abwinkern.

Das ist allerdings eine banale Aussage, die hier soweit geführt wird, dass Linksradikale, Antifaschistinnen und Antifaschisten, wenn sie am ersten Mai zum Kampftag aufrufen werden und am 8. Mai den Opfern von Faschismus und Krieg gedenken, verantwortlich gemacht werden für zigtausende von Coronaopfern. Im Schatten der Gefahr werden Manifeste einer Arbeiterklasse und Glaubenslehren einer Menschheit außer Kraft gesetzt. Die Oberfläche der Demokratie ist glasdünn und brüchig. Die Abwinker werden bei den Fachkundigen, Virologen oder Hausärzten gefunden. "Mein Kollege Wodarg hat völlig Recht, wenn er von einem normalen Verlauf spricht, aber so darf man das nicht sehen, sagte Dr. Drosten im Radio. CSU Söder sagte sogar, er wüsste, dass Masken nichts bringen, aber er ordnet sie aufgrund des Druckes der Öffentlichkeit an. Keine der beiden Seiten sind zu übergehen.

In Wirklichkeit haben beide viele gleiche Schnittpunkte. Die Hinweise auf die Lager mit bis zu 15000 Personen an den Außengrenzen der EU, die Hinweise auf die 10 anderen Krisen, die im Nebel der Überinformationen kein Thema sind oder die Tür vor den Faschisten, die schon mehr als einen Fußbreit weit geöffnet ist. All dies haben beide Seiten der gleichen Münze nicht in ihrem Portfolio. Mein nächstes Thema ist der Sozialabbau. Schon wieder sind es die Armen, die bezahlen werden. Schon wieder sind es die systemrelevanten Unternehmen, denen Billionen reingeschoben werden. Fluggesellschaften in Skigebiete, das zergeht mir auf der Zunge, die Autobranche und die Kriegswaffenwirtschaft. Kritisiert wird die Näherin, die 13 € für ihren Mundschutz haben will. Kritisiert werden Hamsterkäufe, die Reaktion der Zurückgelassenen in Unkenntnis der Lage, irrational reagierend, weil es keine rationale Verhaltensanweisung gibt. Die geringfügig Beschäftigten die Langzeitarbeitslosen, die prekären Unternehmensgründer*innen, die Künstler*innen - wir - werden vor einem globalen, materiellen, psychischen Scherbenhaufen stehen, sofern wir stehen werden. Und das weil! Hier kommt die Auflösung diese Knäuels: Die Vorgaben sind so. So haben wir es immer gemacht, darum wird so weitergemacht. Es darf keine Umkehr geben. Anschließend wird wieder aufgebaut und - vergessen. Vor allem die energiefressende Kraft des Vergessens stolpert mit Geschtsmaske ins nächste Loch. Wie die Totenmaske, deren Vorbild noch lebend, schon den Tod als Vorgabe hat.

Franco 'Bifo' Bernardi sagte gestern, das ist die Wiederkehr des Organismus. In Anspielung auf die verlorenen Kämpfe gegen die Maschinen um 1977 in Italien. Für ihn ist es ein Hoffnungsschimmer, obwohl er auch nicht weiß, ob es die Menschheit zerreißen wird. Ich bin mir in Meldorf auch nicht sicher, ob die Regionalpatrioten, sowie die verborgene Masse der Unscheinbaren die Rückkehr des Organischen begrüßen oder sich lieber weiter ein Dasein als funktionierende Maschinenteile wünschen, womöglich enttäuscht sein werden, wenn es nicht mehr funktioniert. Ich bin da Pessimist. Ein Pessimist hat den Vorteil, dass er in allem seinen Schwindel wähnt. So bin ich skeptisch, wenn Rentner*innen plötzlich zu Hunderttausenden protestieren, oder angeblich Linke mit Rechten gemeinsam das Quarantäne Lied als Sammelbecken nutzen. Die Aufhebung der Quarantäne wünscht sich nur der Verfechter der freien Marktwirtschaft, der sich gestört fühlt.

Das ist so nicht transportierbar. Wenn jemand derart eine Telefonkonferenz in Beschlag nehmen würde, wäre diese Konferenz nach der Hälfte der Zeit schon beendet. Sieben Minuten. Aber eine Telefonkonferenz ist anders nicht vorstellbar. Ich muss doch nicht geduldig auf das Ende eines Monologs warten, von dem ich nicht weiß, ob ein USB- Stick läuft und der Sprecher/ die Sprecherin nicht derweil in seiner/ ihrer Küche sitzt und einen Kaffee trinkt. Ich muss doch auch die Gelegenheit haben, meine Gedanken zu dem Thema weitschweifig und glasklar anzudeuten im Vertrauen, das alle, oder zumindest einige, noch in der Leitung, deren tiefere Bedeutung ich übergehen muss, sind. Und was passiert mit den Daten, wenn das Gesprochene gesagt ist? Gillt es noch, das gebrochene Sword?

Nicht erstaunlich, dass es funktioniert. Wie komme ich dazu, diese Frage zu stellen? Das ist so klar, wie jetzt die Spitze des Meldorfer Doms lila ist. Dass es funktioniert, wussten wir schon, als Captain Kirk mit seinem Bügeleisen über die Röhrenfernseher schweifte. Noch bevor wir wussten, was Funktionieren ist, wussten wir schon, was eine Telefonkonferenz ist. Allerdings hat es nochmal 50 Jahre gedauert, bis die Maschine für alle ist. Möglicherweise fallen doch noch Gebühren an. 1999 lag die Gebühr noch bei 0,02 Pfennig, die Minute. Allerdings schnellte diese ab der 59. Minute auf 2,99 D-Mark hoch, wenn nicht ausgeloggt wurde. Der Meldorfer Kirchturm ist immer noch lila. 21:50 Uhr. Unvorstellbar, dass eine Telefonkonferenz nicht funktionieren wird. Es wird sich sofort ein Schuldiger ausfindig machen. Wir stehen vor dem zerbrochenen Atomkraftwerk und kombinieren blitzschnell, wie Nick Knatterton, im Krug war wohl zuviel Wasser.

Mittlerweile werden solche, wie ich selbst, die nicht abschalten können, einsehen, dass hier nichts mehr zu verstehen gibt. Wenn ich jetzt gefordert bin, diese Situation zu gestalten, mich aus den Einschränkungen herauszuschrauben, Chancen zu nutzen, dann ist die Vorstellung beschränkt. Selbstoptimierung ohne Lob. Der lange Weg, der vor uns liegt, sang Rio, er wusste nicht, dass der Weg auf einmal ganz kurz werden kann, zum Paradies, nicht zu dem, das allgemein als das betrachtet wird, diese Idylle, wo wir auf einer hellgrünen Wiese mit weißen Schafen und leuchtendbraunen Wölfen im Sonnenschein liegen, aber das Unvermeidliche halt. Rio hat so getan, als wüsste er 1972, wohin wir gehen. Was heißt da noch Chancen nutzen? Wir können nur weiß vor Wut auf die starren, deren Großeltern schon ihre Chancen nutzen konnten. So haben wir es immer gemacht, darum wird es so enden. Wie erkläre ich den langen Weg, der vor uns liegt? Andermal.

Sobald Politiker keine Antwort mehr finden, verweisen sie stracks auf die zu nutzenden Chancen, was bedeutet, sein Glück machen, dieweil Zigtausend keins machen. Ein Künstler darf das, also darf ich das auch mit der Aussicht, die Streckbank zu verlassen, die Biege zu machen. Dürfen ist selbst leider sehr verbogen, scheinbar aus Gummi. Ich darf mich verbiegen, aber der Weg der vor mir liegt, wird nicht kurz davon. Ein Beweis für die Krümmung der Raum-Zeit. Wie hoch ist wohl die Chance, von meinen Themen ein sinnvolles Einkommen zu generieren? 0. Da bleibt nur der Schritt, mein Funktionieren zu konfrontieren. Habe ich die letzten 60 Jahre falsch funktioniert. Versucht, ein Glück zu machen, dieweil Zigtausende keins hatten? Folgte ich dem Flüsterton, vor Wut auf die zu starren, deren Großeltern schon vor Wut auf meine Großeltern gestarrt haben, weil sie den Mut hatten, von leuchtendbraunen Schafen und weißen Wölfen zu träumen? Nein. Aus Mut wurde Wut. Aus Wut wurde Mut. Aus Ja wurde Nein. Aus immer so gemacht wird Abschalten. Aus Wiederaufbau wird Wiederorganisieren. Wieder - Organ - Isieren. Die mechanisierten Organe aus der Maschine befreien. Dem Organ erlauben, seinen Funktionskörper zu verzehren. Das Organ, das als Fremdkörper in die Lungen der Michmaschine dringt, als der Vertrautkörper zu begrüßen, mit dem ich gemeinsam solidarisch, fieberhaft, mich, gemeinsam mit weiteren totalen, laut John Hopkins Tabellen 3 Millionen, am Stichtag 29. April 2020, abschalten kann, um mich zu reorganisieren, ohne dass wir etwas davon mitkriegen, wäre das nicht wundervoll? Ein Mirakel.

Dieser Text ist an zwei Stellen etwas dünn. Dafür bitte ich um Nachsicht. Wer die beiden Stellen findet, darf sie behalten. Das Etwas, das wir nicht mitkriegen die Immunisierung. Der Politiker, der keine Antwort findet und nur von seinem Volk gewählt wurde, damit er seine Chance in der Auswegslosigkeit wahrnimmt, genau wie all die anderen Helden, die an der Kasse, am Krankenbett sitzen oder Pakete ausfahren. Sie halten sie nicht wirklich für Helden. Sie glauben auch nicht wirklich an eine Wirkung von Atemmasken. Die verordnen ihrem Volk diesen Unfug, um Macht zu zeigen und anständige Menschen provozieren zu können. Ebenso muss auch die Vorbereitung der Impfpflicht eingeordnet werden und nicht zuletzt der Diebstahl der "Solidarität". Was sie mit Solidarität meinen, ist die Beschimpfung aller, die ihre nutzlosen Maßnahmen ignorieren, Obdachlose, die sich nicht in Wohnungen wegschließen lassen, Migrantinnen, die sich nicht abschieben lassen, Oppositionelle, die es wagen, Kritik zu üben, Eltern, die ihre Kinder draußen spielen lassen.