mir ist wieder das Buch SWATT UN WITT mit einer persönlichen Widmung von Harro Wohlenberg in die Hände geraten. Schon länger suche ich Kontakt zu seinen Nachkommen, um mich mit ihnen über diesen außergewöhnlichen Mann auszutauschen. Als Kind lernte ich ihn in Marne kennen. Meine Eltern waren mit ihm befreundet. Nach vielen Stationen bin ich in Norderstedt gelandet und schreibe als Journalistin im Ruhestand auch Bücher. Der Wunsch ist immer noch geblieben, mehr von ihm zu erfahren. Über Google fand ich eine Website, die offensichtlich von dem Sohn Gerd Wohlenberg verwaltet wird. Leider ist nirgends eine Kontaktadresse zu finden. Beim weiteren Suchen traf ich auf Ihre Website und erhoffe mir nun von Ihnen Hilfe.
Mit freundlichen Grüßen Ute Oswald
Liebe Ute Oswald
Viele Grüße aus Meldorf, unbekannter Weise. Wenn du schon im Ruhestand bist, sind wir uns vielleicht nicht begegnet in Marne. Oswald sagt mir nichts. Ich war 1977 weg. Wenn Du ein SWATT UN WITT - dat un dit hast mit persönlicher Widmung, hast Du mehr als ich. Im Peter Panter Buchladen ist wohl noch ein Exemplar erhältlich. Danke für die Kontaktierung. Ja, ich bin tatsächlich einer seiner Söhne und kenne Harro vielleicht weniger als Du. Also könntest Du mir Neues erzählen.
grüßt Gerd
Husum im Jahr 1959. Die dreizehnjährige Ute beschließt, sich aus den Fängen der herrischen Großmutter und des sexuell übergriffigen Großvaters zu befreien. Allein wandert sie nach Schweden aus. In Nyköping findet sie Aufnahme bei Per-Åke und seiner Familie. Der väterliche Freund wird für sie ein wichtiger Begleiter und Berater. Ein paar Monate später lässt sich auch ihr Vater in Schweden nieder und nimmt seine Tochter zu sich. Als Ute an ihm die gleichen Neigungen wie bei ihrem Großvater entdeckt, gerät sie in eine schwere Krise. Doch ihr Optimismus und ihr grenzenloses Selbstvertrauen helfen ihr, auch mit dieser belastenden Situation umzugehen. "Allt kommer att bli bra", "Alles wird gut", pflegt ihre mütterliche Freundin Maj zu sagen - für Ute wird es das Lebensmotto. Schon früh erwachsen und gezwungen sich durchzuschlagen, begegnet Ute Menschen, die es gut mit ihr meinen und sie unterstützen. Mit vierzehn Jahren beginnt sie zu arbeiten und wird in ihrem nordischen Exil mit der deutschen Geschichte konfrontiert. Als Sängerin in einer Revuegruppe feiert sie Erfolge und übersetzt auch schon mal komplizierte Texte ins Deutsche. Bald fühlt sie sich fast wie ein echtes Schwedenmädel. Doch dann setzt die Flutkatastrophe 1962 in Norddeutschland auf einen Schlag verdrängte Sehnsüchte nach der Heimat frei und sie beschließt, zurückzukehren.
Ute Oswald: Geboren am 23.05.1946 in Marne/Dithmarschen. Kindheit und Jugend in Brunsbüttel und Husum. Von 1959 bis 1962 Aufenthalt in Schweden, inklusive Schulabschluss. 1965 Heirat. Zwei Kinder und sechs Enkelkinder. Führende Positionen beim Heinrich Bauer Verlag. Von 1992 bis 2009 Inhaberin der Presseagentur Oswaldpress. Seit 2010 im Ruhestand. Intensive Beschäftigung mit Literatur und Ahnenforschung.
Liebe Ute
ich habe jetzt dein Buch durch, das liest sich flott, drei Stunden. Die on demand Lieferung dauerte ungleich länger. Die zaghafte Durchleuchtung deiner Familie ist ein mutiger Schritt. Du musst die ganze Zeit in Wut auf diesen Moment gewartet haben. Deine kindliche Erzählweise kommt gut rüber, sie beschreibt den Dissoziatiionsprozess, der stattgefunden hat. Die zeitweise belanglosen Episoden, wie der Wunsch, Deutsche Weihnachten feiern zu wollen, beschreiben dein Recht auf einfach nur gutes Leben, nach allem, was Du erlebt hast. Die sehr harten Episoden beschreibst du in einer Weise, dass dem Leser nicht das Buch aus der Hand fällt. Wie eine Leserin das ließt, kann ich nicht entscheiden.
Zumal die ganze Zeit der Bericht von dir über Harro im Kopf mitlief. Heute würde man von grenzverletzender Aktion sprechen. Meine Schwestern waren geschockt, obwohl ich ihnen klarzumachen suchte, dass du das anders beschrieben hast. Oder ich das anders verstanden habe. Auch wenn ich ein mieses Verhältnis zu Harro hatte, - das muss dich nicht enttäuschen - war mein Reflex: "Das kann nicht sein". Schuldabwehr, Familienrettung, die keine war. Mit 10 wusste ich dass meine Mutter strohdumm war, die beiden haben sich gegenseitig die Schuld für ihr Versagen von Gemeinsamkeit gegeben.
Etwas unklar bleibt, um was es bei den dunklen Geschäftigkeiten ging, war das ein Schaukasten der Kommunisten oder der Nazis? Und auch die Aufklärung von deiner Mutter, das nicht besonders glaubhaft rüberkam. Du hast sie Jahre zuvor verraten, und sie kommt mit einem Stromkabel als Erklärung.
Naja, die Einblicke in die Schwedische Lebensart sind ganz nett, die Erinnerung an Lale Andersen und Freddie? sind etwa dick, meiner Meinung. Es handelt sich um einen etwas zu lang gewordenen Radiobericht für Binnenland und Waterkant. Mehr davon.
Der Nachdruck von Witt un Swatt kann losgehen, die ersten Zusagen habe ich. Ich habe diese ganzen peinlichen Gedichte noch einmal gelesen. vielleicht müssten einzelne Passagen erklärt werden. Warum Blaukreuzer keine Werbung machen? Oder mien Fru hett noch nie anner Lüüd de Keuh utmulken? Was denkst Du?
frohes Wochenende wünscht Gerd