Bloglock 30. Dezember Bis auf weiteres gibt es keine Zeitung mehr.

Eben kommt mir der Wunsch auf das Fahrrad zu springen und an den Hafen zu fahren. Aber gleich der Gedanke, habe kein Licht am Rad und wer wird mir heute am Deich entgegenkommen?

Da erinnere ich mich an ein altes Liederbuch. Will ich in den Garten gehn, will mein Zwiebeln gießen, steht ein bucklig Männlein da, fängt gleich an zu niesen. Mir war der Text wohl behindertenfeindlich, später noch frauenfeindlich. Trotzdem versuchte ich das zu drehen, um ein Lied gegen Kontrolle draus zu machen, aber brachte es nie fertig, damit rauszukommen. Heute wissen wir, dass das bucklige Männlein nicht körperbehindert, Rumpelstilzchen und pervers war, und so kann ich das bringen, denn jeder und jede kennt das aus seiner/ihrer Kindheit.

Will ich in die Welt 'nein gehn

will mein Glück probieren

steht ein bucklig Männlein da

tut alles kontrollieren

Will ich mal in Urlaub fahrn

denk' ich fahr in's Ausland

muss ich erst das Männlein fragen

macht es gleich ein' Aufstand

weigere ich mich bei der

Bundeswehr zu schießen

buckeliges Männlein will

mir's G'wissen prüfen

Geh ich zu mein Kumpel hin der hat

Plaketten an den Türen

steht ein bucklig Männlein da

tut sich gleich notieren

fahr ich schwitzend an den See

will ich nackend baden

bucklig Männlein hinter mir

beißt mir in die Waden

Meine Freund' sind bei mir

soll uns keiner stören

steht ein Männlein an der Wand

will unser G'spräch abhören

rauch ich mit paar Leuten Hasch

Grünen oder Roten

bucklig Männlein hinter mir

sagt das ist verboten

Mädchen ist erst 14 Jahr

tu ich wirklich lieben

ein Mann mit Buckel kommt daher

will es mir verbieten

dieses Männein mit nem Buckel

tut mch sehr verdrießen

kann schon nicht mehr richtig atmen

und nicht mehr genießen

wenn ich in der straße lauf

drauf einLied zu pfeifen

hinter mir ein Männlein steht

tut mir in'n Rücken kneifen

lass ich lange Haare wachsen

denk es gfällt mir besser

im Dunkeln steht ein Buckelmann

mit nem langen Messer

Jan und Hanna und Berta und Pit

die haben Bärte die beten mit

die beten nicht nur, die bleiben kalt

und schicken das Männlein zurück in den Wald

Lieber Jesus ach ich bitt, bet fürs bucklig' Männlein mit

Liebes Priesterlein ach ich bitt, bet fürs bucklig' Männlein mit

schreib ich eine email mal

aber ohne Viren

sagt ein bucklig Männlein doch

muss ich akzeptieren

Walter Benjamin: Berliner Kindheit um Neunzehnhundert:

Daher die Neugier, mit der ich durch die Stäbe jedes Gatters, auf dem ich gerade fußte, nieder sah. Wenn ich aber bei Tage dem vergebens nachgetrachtet hatte, so konnte es geschehen, dass sich nachts der Spieß umkehrte und ich selbst im Traum dingfest gemacht wurde von Blicken, die aus solchen Kellerlöchern nach mir zielten. Gnomen mit spitzen Mützen warfen sie. Von ihrem Schlage war der Bucklige. Doch kam er mir nicht näher. Erst heute weiß ich, wie er geheißen hat. Meine Mutter verriet mir's, ohne es zu wissen. "Ungeschickt lässt grüßen", sagte sie mir immer, wenn ich etwas zerbrochen hatte oder hingefallen war.

Aufgeschrieben aus dem Volksmund wurden die Verse erstmalig von Achim von Arnim und Clemens Brentano.Weil die nicht ganz einfach waren und durch den antisemitichen Rost fielen, hab ich mich kurz um die gekümmert.

Carl Joachim Friedrich Ludwig "Achim" von Arnim (* 26. Januar 1781 in Berlin; † 21. Januar 1831 in Wiepersdorf, Kreis Jüterbog-Luckenwalde) war ein deutscher Schriftsteller. Neben Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff gilt er als ein wichtiger Vertreter der Heidelberger Romantik. Heine schrieb, die Freunde des Phantastischen würden an diesem Dichter mehr als an jedem anderen deutschen Schriftsteller Geschmack finden. Ein Gegenstand anhaltender Diskussion in der Arnim-Forschung ist der Zusammenhang von nationalem Engagement und antisemitischer Denunziation. Mehrfach, etwa in der Erzählung Die Versöhnung in der Sommerfrische von 1811, benutzt Arnim die traditionelle Gegenüberstellung von Christen und Juden, um ein konstruiertes "deutsches Wesen" in der Opposition zu einem vermeintlichen "jüdischen Wesen" zu profilieren. In der Tischrede Über die Kennzeichen des Judentums, die Arnim vor der Deutsch-christlichen Tischgesellschaft hielt, drückt sich – laut Micha Brumlik – "klassischer Antisemitismus aus, wie ihn 100 Jahre später Julius Streichers Hetzblatt Der Stürmer verbreiten sollte". Darin heißt es u. a.: "Hat der [als Jude] Verdächtige eine hübsche Frau, so gehe man während der Zeit, die er bei uns verlebt, mit einer Wünschelruthe zu ihr, wie sie die Bergleute zur Entdeckung edler Metalle brauchen, hebt sie sich in ihrer Nähe, so ists gewiß eine verkappte Jüdin, weil diese goldne und silberne Ketten und andere Kleinodien meist aus Vorsorge und Aberglauben an sich tragen. Man verfahre dann nach Belieben."

Clemens Wenzeslaus Brentano de La Roche (* 9. September 1778 in Ehrenbreitstein (heute Koblenz); † 28. Juli 1842 in Aschaffenburg) war ein deutscher Schriftsteller und neben Achim von Arnim der Hauptvertreter der sogenannten Heidelberger Romantik. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der seit 1810 bestehenden Deutschen Tischgesellschaft, deren antijudaistische, zum Teil in Antisemitismus übergehende Tendenz er unter anderem mit seiner Schrift Der Philister vor, in und nach der Geschichte aktiv unterstützte. Antijudaistische Anspielungen begegnen auch in vielen weiteren seiner nach 1810 entstandenen Werke (z. B. in Gockel, Hinkel und Gakeleia), das bekannteste seiner religiösen Werke, Das bittere Leiden, versammelt fast alle Topoi des christlichen Antijudaismus. Dagegen findet sich in einem anderen, etwa gleichzeitig entstandenen Werk, Das Leben Jesu, eine genaue und offenbar mit Sympathie geschriebene Schilderung des Judentums zur Zeit Christi. So weit so klar bei diesen. Also alles nicht so einfach.


Eintrag Plattdeutscher Kalender

Du hest je n'orrigen Knallen afschnäden, auch Knacken; Stück Kuchen, dicke Brotscheibe

Krüzhääkt; Wasserfrosch; rana esculenta L