Ich habe sie noch in Erinnerung als forsche Kommandantin des Kyffhäuser Spielmannszuges in Marne. Wir gingen da zu zwei hin. Ich bekan die Rolle des Herold, der Seitentrommel. Wir spielten unter anderm "Wildgänse rauschen durch die Nacht". Als sie von uns Uniformen für einen Umzug verlangte, ging ich nicht mehr hin. Also bevor ich aktiv in der Jugendarbeit wurde. Das war schon die Zeit des offenen Betriebes im HdJ. Aber ins offene HdJ kam ich erst viel später. Grete Wigger war mein Einstieg. Dort lernte ich, wie Jugendarbeit nicht sein soll. Oder anderherum: Beim HdJ- Betrieb der offenen Jugendarbeit bei Marlene Ehlers entdeckte ich, dass es auch anders geht. Wenn mich etwas nachhaltig geprägt hat, dann war das nicht G. W. Dabei haben wir doch die selben Anfangsbuchstaben.
Beate Meißner berichtet am 12.3. in der DLZ:
Das Bild des ehemaligen NS- Bürgermeisters ist längst abgehängt, stattdessen weist eine Plakette im Sitzungssaal des Rathauses auf seine Vergangenheit hin. Von seiner Frau gibt es nirgends einen Hinweis auf ihr Engagement.
Sie war am Weltfrauentag vier Tage vorher Thema eines Vortrages "Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus", zu dem die Dithmarscherinnen Angelika Hansen, Andrea Maaz und Karla Müller- Helfrich am 8. März für 17 Uhr eingeladen haben. Die Referentinnen wollten u.a. zeigen, wie die Frauen auf dem Land in die Ideologie der Faschisten im Dritten Reich eingebunden waren.
2008 hat eine der Referentinnen, Anke Sawahn, Historikerin aus Hannover, das rechts abgebildete Buch, in dem 23 Seiten Grete Wigger gewidmet sind, dritte von oben, veröffentlicht. Eine überarbeitete Fassung ihrer Doktorarbeit.
Die Kronprinzenkoogerin Greta Magdalena Johannßen hat Hans Wigger im April 1919 in Meklenburg geheiratet. Aus wirtschaftlichen Gründen zog die Familie1928 nach Marne und pachtete den Stöfenhof, den Hof des damaligen Bürgermeisters, dort, wo jetzt der Stöfenpark ist und wo ALDI nun hinwill. Dessen Amt Hans Wigger auch bald übernahm. Beide, Grete und Hans, hätten sich schon recht früh zu den wirtschafts- und ordnungspolitischen Versprechen der Nationalisten bekannt. Anderhalb Jahre nach ihrem Mann ist sie im Februar 31 in die Partei eingetreten. Sie gründete einen Landfrauenverein in Marne, wurde 1933 Stellvertreterin im Kreisverein Süderdithmarschen. Nach der Eingliederung in den Reichsnährstand wurde sie Kreisführerin. Sawahn berichtete von einem Vortrag über Rassenhygiene und den Pflichten der deutschen Frau und Mutter als Trägerin der Zukunft des deutschen Volkes. Das fiel bei den überwiegend ungebildeten Bäuerinnen auf fruchtbaren Boden. Sie machte weitere Karrieren. 1934 Abteilungsleiterin Landesbauernschaft, 35 Reichsebene. Ihre Zeitungsartikel waren voller völkischer Phrasen: "Wir wollen weiter kämpfen, den Boden brechen, das blut erhalten und damit die Zukunft gewinnen". 1937 gaben sie den Stöfenhof auf. Das Amt auf Landesebene legte sie 1939 nieder. Wegen der vielen Reisen musste sie Personal einstellen.Ihre Stelle im Reich wurde 1942 gestrichen. Sie blieb jedoch bis 45 als Kreisfrauenschaftsleiterin aktiv. Im Juli 1945 kam sie als NS- Funktionärin für ein Jahr ins Internierungslager, 1948 entnazifiziert. Das sei harmlos gewesen, erinnert sie sich, weil sich doch alle kannten. 1971 kehrten sie nach Marne zurück. Sie starb 2003.
In einem Kommentar hällt Frau Meißner ihre Umkehr für unglaubwürdig. Das zeigen vor allem die Kontakte und die Freundschaften mit den Weggenossinnen. Interessant wäre nun, diese steile Karriere in die Deutsche Mordmaschinerie mit dem Weg Beate Tschäpes an die Spitze der Nachkriegs NS- Faschistinnen zu vergleichen. (Sawahn, Anke: Die Frauenlobby vom Land. Die Landfrauenbewegung in Deutschland und Ihre Funktionärinnen 1898 bis 1948. Frankfurt am Main 2009. ISBN 978-3-7690-0731-2)