Deutschland bewegt sich
Montag 3.1.05"Dies ist heute ein guter Tag für Deutschland", meinte ein Vertreter der
SPD heute im Deutschlandfunk. Es ist ein denkwürdiger Tag, allerdings.
Heute wird die Kluft zwischen Armen und Reichen in unserem Land wieder
einmal fester zementiert. Wer keine Arbeit hat, wird bestraft. Ab heute
ist Zwangsarbeit und Ausbeutung zu Minilöhnen Gesetz. Das wird bewirken,
dass Ein-Euro-Jobs zum Stellenabbau bei regulären Beschäftigungen
führen.
Doch nicht nur durch Hartz IV, sondern auch durch die "Steuerentlastung
2005", die ab heute wirksam wird, zementiert die Kluft zwischen Reichen
und Armen.
Wer auf die Internetseite des Finanzministeriums schaut, der findet
unter dem Motto "Steuerentlastung - Deutschland bewegt sich" Tabellen,
auf denen man die Entlastung am Beispiel eines Ledigen ohne Kinder in
der Steuerklasse I genau abgelesen werden kann.
Jahresbrutto | Entlastung | Prozent |
20 000 | 40 Euro | 1,8 |
35 000 | 255 Euro | 3,6 |
60 000 | 1 119 Euro | 6,3 |
110 000 | 2 723 Euro | 6,6 |
Bis zu einem Einkommen von 500 000 Euro bleibt danach der prozentuale
Anteil gleich: 6,6
500 000 | 15 066 Euro | 6,6 |
1000 000 | 30 891 Euro | 6,7 |
Auch im Gesundheitsbereich geht der Abbau weiter, wenngleich die jetzt
anstehende Sparrunde kaum von den Medien wahr genommen wird. Abgezockt
werden erneut die Kranken, insbesondere die chronisch Kranken durch die
Festbetrag-Regelung. Denn die Krankenkasse übernimmt die Kosten für ein
Medikament nur noch für einen festgelegten Betrag, "Verschreibt der Arzt
ein Arzneimittel, dessen Preis über dieser Höchstgrenze liegt, zahlt der
Versicherte die Differenz", schreibt die Gesundheitsministerin Ulla
Schmidt.
Der Staat, der den Reichen nichts nehmen will, greift auch den künftigen
Rentnern tief in die Tasche. So ändert sich ab sofort die Bewertung von
Schulausbildung und beruflicher Ausbildung bei der Rentenberechnung. In
einer stufenweise Verschlechterung bis Dezember 2008 werden bis zu drei
Jahre der schulischen Ausbildung nach der Vollendung des 17.
Lebensjahres nicht mehr angerechnet.
Vielleicht noch ein Faktum zum Schluß: Die Unternehmensgewinne der
Kapitalgesellschaften in Deutschland stiegen (bezogen auf einen
Preisindex: 2000 = 100) von 1993 bis 2003 um knapp 60 Prozent. Die
Bruttolöhne stiegen im selben Zeitraum um weniger als drei Prozent.
Es könnte ein guter Tag für Deutschland werden, wenn immer mehr Menschen
sich aufmachen, diese fundamentalen Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.