Dietrich Stein

Lynchmord in der Südermarsch

Der Tod Adolf Bauers 1932 in Rösthusen bei Marne.

Wichtigere Themen auf der Tagesordnung, mit Blick auf substanziellere Themen, die die stadtvertreter auf dem Zettel haben.. Ich bin sicher, das die Stadtvertreter sich damit beschäftigen werden, aber es kann nicht sein, dass von außen das Tempo veorgegeben werde. Das Minus, das Marne seit Jahren vor sich her schiebt, summiert sich auf knapp 2,83 Millionen seit 2005. Wie lange ist Dr. Braak denn schon im Amt?

Das kommt zunächst einmal total trostlos daher. Schlimmer noch, Marne erwartet von uns, dass wir Gründe liefern, die es rechtfertigen, den Bürgermeister derart in Tempodruck zu bringen. Mehr noch, wir stellen übermenschliche Forderungen.

Aber vielleicht meint man mit substanzielleren Themen mehr die Karnevalszeit, in der ein Bayer aus dem Jahre 1932 in besoffenen Stadtherrenhirnen keine Greiffläche findet.

Wir sollen uns lieber mal um Greta Thunberg kümmern, bekam ich neulich zu hören. Auch wenn der Spruch zunächst wie frischer Wind herüberweht - Zitat eines Lehrers: "Kinder sollten zur Schule gehen".Darauf erwiderte sie via Twitter: „Sorry, Mr Morrison. Können wir nicht erfüllen.“ Erstens ist die Aufforderung durchschaubarer Christlichsozialer Abwimmelungsjargon. Außerdem unterstellt es, wir würden hinter den Marner Schülerinnen und Schülern in Stellung gehen und von dort aus agiern. Darauf kann ich nur alle freundlich und nachdrücklich besinnen, dass es uns um die Marner Großeltern und Urgroßeltern geht, die im Faschismus ihre unrühmliche Rolle gespielt haben. Nicht auszudenken, was heute wäre, hätten sie den Krieg gewonnen.

Was gibt es substanzielleres, als sich aus einander zu setzen mit einer Stadtvertretung, die es ablehnt, sich mit Nationalsozialistischen Mörderstrukturen und von oben geleiteten SS- Terrorbanden, welche ihre Vorfahren waren. Ob der Bauernstock, der nur an Gymnasiastinnen vergeben wurde nun aus purem Gold oder nur vergoldet war, ist relativ nebensächlich.

 

dietrich steinWeil die Blubberjournaille mal wieder keine Berichte gebracht hat, dokumentiere ich die Einladung, die übers Internet verbreitet wurde. Eindrücke davon habe ich auf der vorigen Seite (adolfbauer-g.html) geschildert.

Dietrich Stein liest aus: “Lynchmord in der Südermarsch“

Donnerstag, 28. Februar 2019, 20.°°Uhr, Traumausstatter, Süderstr. 9, Meldorf

In den frühen Morgenstunden des 10. Juli 1932 schwang sich Adolf Bauer auf sein Fahrrad, um von Marne in Dithmarschen durch die Südermarsch nach St. Michaelisdonn zu fahren. Doch er sollte dort nie ankommen: Mitglieder der Marner SS lauerten dem jungen Instrukteur der KPD bei Rösthusen auf, jagten ihn über einbe Weide und prügelten auf ihn ein. Schließlich erstickten sie den diskussionsfreudigen jungen Mann – der ihnen auf politischen Veranstaltungen oft Paroli geboten hatte und intellektuell weit überlegen war – im wässrigen Schlamm eines Grabens.

Zu Beginn der NS-Diktatur wurden die Voruntersuchungen zum Fall eingestellt. Die Beteiligten hatten nichts mehr zu befürchten und machten politisch Karriere. 1948 wurde den Tätern zwar der Prozess gemacht, und es kam zu Verurteilungen, die in den Revisionsverfahren jedoch wieder kassiert wurden. Dann geriet Adolf Bauer in Vergessenheit ...

Der Historiker Dietrich Stein hat nun den Fall erforscht und anhand von wiederentdeckten Quellen und Prozessakten die Vorgänge jener Nacht im politisch so turbulenten wie gewalttätigen Sommer 1932 rekonstruiert. Seine Darstellung zeichnet ein lebendiges Bild der Umbruchzeit von der Weimarer Demokratie in die NS-Diktatur. Sie ist nicht nur der Menschenwürde Adolf Bauers verpflichtet, sondern kann auch für die Gegenwart zeigen, wohin es führt, wenn Hass und Gewaltbereitschaft die politische Auseinandersetzung beherrschen.

Dietrich Stein, geboren 1948 ist Pastor, Historiker und freier Schriftsteller. Er war tätig als Gemeindepastor in Marne (1980-88) und Barlt und Windbergen (1988-2013).

Ehrenamtlich aktiv als Vorsitzender des Vereins für Dithmarscher Landeskunde (1193-2008) sowie als Mitglied der Initiative „Blumen für Gudendorf“, der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein e.V. und der Stiftungsversammlung der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten.

Eintritt: € 10,--, ermäßigt 5,--, im Vorverkauf: € 9,--, ermäßigt 4,--.

Veranstalter: Peter Panter Buchladen

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