Am 60.Jahrestag des Kriegsendes, den wir im vergangenen Jahr als Tag der Befreiung vom NS-Regime begangen haben , haben wir am Massengrab für sowjetische Kriegsgefangene in Gudendorf unseren Willen betont, die Opfer von Krieg und Faschismus nie zu vergessen und stets für Frieden und eine solidarische und humanitäre Gesellschaft ohne Rassismus und Ausländerfeindlichkeit einzutreten.
Noch immer haben die meisten der hier begrabenen Menschen ihren Namen und ihre Identität nicht zurückerhalten. Doch im Zuge internationaler Forschungen werden uns Monat für Monat weitere Namen von Menschen bekannt, die Opfer eines unmenschlichen Vernichtungssystems geworden sind. Mehr als 60 Jahre nach der Befreiung erhalten somit auch Familien der hier begrabenen Toten in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion Nachricht über den Verbleib ihrer Angehörigen. Wir begrüßen diese gemeinsamen Anstrengungen der Bundesregierung und der Russischen Föderation, an der Aufklärung der unbekannten Schicksale weiter zu arbeiten.
Diese Arbeit muss fortgesetzt werden. Sie darf nicht eher ruhen, bis auch alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden sind, um alle Namen den Toten zuzuordnen. Aus Stukenbrock in Ostwestfalen, dem größten Massengrab für sowjetische Kriegsgefangene wissen wir, dass je mehr Namen bekannt werden, desto mehr Angehörige der Toten das Bedürfnis haben, den Ehrenfriedhof zu besuchen. Auch wir wollen diese Menschen bei uns willkommen heißen und ihnen von unserer Arbeit berichten, von unseren Veranstaltungen rund um die Jahrestage der Befreiung vom Faschismus. Sie sollen wissen, dass sich in Schleswig-Holstein Menschen Gedenkarbeitarbeit als bleibenden Auftrag betrachten.
Mit den zu uns kommenden Menschen, aber auch mit denen, die aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen nicht mehr zu uns kommen können, wollen wir zusammen den Schwur von Buchenwald wiederholen: Nie wieder Krieg und Faschismus.
Auch am 61. Jahrestag der Befreiung fordern wir, die Lehren aus der Geschichte zu beherzigen. Nie wieder darf von deutschem Boden ein Krieg ausgehen. Krieg war immer das Versagen der Politiker. Wir wollen uns nicht der neuen Kriegslogik beugen. Es gibt keine moralisch gerechtfertigten Kriege.
Gerade in der Erinnerung daran, dass in Deutschland so furchtbare Verbrechen an Kriegsgefangenen verübt wurden, wiederholen wir unsere Forderung an die Bundesregierung: Keine deutsche Beteiligung an Kriegseinsätzen, ob im Iran oder anderswo. Für Frieden ohne Wenn und Aber. Zugleich erteilen wir allen Versuchen eine Absage, mit neonazistischen und rassistischen Parolen das gesellschaftliche Klima in unserem Lande zu vergiften. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verbietet Kriegsvorbereitungen und Rassismus.
Wir fordern nachdrücklich die strikte Einhaltung des Grundgesetzes.
Die Initiative „Blumen für Gudendorf” ruft zur Mahn- und Gedenkveranstaltung am Samstag, den 6. Mai 2006 , um 14 Uhr, an der Gedenkstätte Gudendorf bei St. Michaelisdonn auf.
Die Gedenkrede hält Karin Penno, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Ladelund. Andacht: Pastor Dr. Dieter Stein . Grußworte: Konsul Alexey Smirnov (Generalkonsulat der Russischen Föderation in Hamburg) , Georg Gerchen (Initiative „Blumen für Gudendorf”), Vertreter des Kreises Dithmarschen und der Gemeinde Gudendorf.