Gudendorf (spi)
Es ist wichtig, den Toten Namen zu geben, damit sie ihre Identität wiedererlangen. Das war in diesem Jahr das wichtigste Thema der traditionellen Gedenkfeier am Ehrenmal im Gudendorfer Forst. Die Initiative 'Blumen für Gudendorf' initiiert jedes Jahr diese Feier. Termin ist immer um den Jahrestag des Kriegsendes.
Die Gedenkfeier gilt den russischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, die hier im Gudendorfer Forst in einem Sammelgrab verscharrt wurden. 3000 Menschen sollen hier ruhen, die genaue Zahl und die Namen sind nicht bekannt.
'Sie konnten nicht den Tag der Befreiung am 8. Mai 1945, den Tag des Kriegsendes, erleben', sagte Benno Stahn von der Initiative 'Blumen für Gudendorf'. 'Damit ihr Tod überhaupt Sinn macht, dürfen wir nicht aufhören zu mahnen', fuhr er fort 'Krieg darf kein Mittel für die Politik sein, Konflikte zu lösen.' Der Kieler erinnerte an das Motto, nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus. 'An dieser Losung müssen wir festhalten.' Benno Stahn verurteilte Irans Planungen zum Bau von Atomwaffen und sprach sich für die totale Abrüstung von Massenvernichtungsmitteln aus.
Bürgermeister Jens Thomsen sagte, 'wir sind mit fröhlichem Herzen an diesem schönen Maitag hierher gekommen, doch die Erinnerungen an die vielen Toten, die hier liegen, tun uns weh.' Auch Thomsen fand es schlimm, dass die Menschen nicht auslernen, es immer irgendwo auf der Welt Krieg gibt.
'Gudendorf hat seine Geschichte angenommen' , stellte Benno Stahn fest. Landrat Dr.Jörn Klimant bezeichnete das Ehrenmal in Gudendorf als Ort der Rückbesinnung. 'Die Mechanismen, die Deutschland in den Krieg geführt haben, gibt es heute auch noch, das Thema ist aktuell', sagte Klimant und erinnerte an Aufmärsche von Neonazis in Dithmarschen. 'Wir müssen immer wieder Impulse setzen, die Initiative 'Blumen für Gudendorf' ist eine wichtige Sache.'
'Wir wissen wenig von den Toten hier, aber wir wissen jetzt schon etwas mehr', ging Benno Stahn auf die Forschungsarbeit der Initiative ein. Immer mehr Namen wurden ermittelt. Das traurige Schicksal eines russischen Kriegsgefangenen, der in Gudendorf im Sammelgrab liegt , trug Georg Gerchen von der Initiative vor.
Die Gedenk-Andacht hielt Pastor Dr. Dietrich Stein am unteren der drei Gräberfelder. Elvira Bielenberg und Klaus-Peter Jendrian von der Gruppe Windmoel umrahmten die Feier mit rund 100 Teilnehmern musikalisch.