Telse v. Hochwöhrden, Schoop; Museumsleiter
Telse: Mein lieber Schoop. Jetzt sitzen wir hier schon wieder 100 Jahre und ich bin immer noch nicht drauf auf dem Stein.
Schoop: Meine liebe Telse. Wir können ja froh sein, dass da überhaupt die Dusenddüwelswarf steht. 400 Jahre hat sich da gar nichts getan.
T: Aber Du warst es doch, der 1900 nur den rohen Stein da oben drauf haben wollte. Ich hatte so gute Chancen, es hatte sogar schon jemand einen Entwurf gezeichnet.
S: Da warst Du aber auch noch hundert jahre jünger und warst trotzdem schon sehr faltig. Außerdem hattest Du Deine Fahne bereits damals verlegt.
T:Nun mach mir bloß noch zum Vorwurf, dass ich da auch keine Jungfrau mehr war.
S: Auch das noch. Sei doch still, wenn uns jemand zuhört.
T: Nach der Schlacht war da so ein süßer schwarzer Ritter.
S: Ach der besagte Schädel, der jetzt ständig abgebildet ist....
T: Was Du schon wieder denkst...
S: Also so genau wollte ich darauf jetzt nicht eingehen.
T: außerdem weichst Du vom Thema ab. Ich will nur das, was mir zusteht. Das mit dem Denkmal war unere gemeinsame Idee. Der Acker gehörte Dir und der Stein lag genau an der richtigen Stelle. Aber den Tip hab ich Dir gegeben.
S: Und wer hat sich all den Quatsch mit der schwarzen Garde ausgedacht und das Buch von Neocorus geschrieben? Und die Idee mit der Überflutung? Das war meine. Wer wollte sich mit Adolf Bartels und den ganzen Faschos streiten? Eigentlich habe ich das Anrecht, abgebildet zu werden.
T: Immer diese männlichen Eitelkeiten. Wie wärs denn, wir würden uns als Paar auf dem Stein verewigen?
S: Du meinst ich als Stein und Du obenauf? Das ist doch wohl nicht Dein Ernst. Willst du etwa die Dithmarscher Patrioten durch den Dreck ziehen? Du weißt doch um deren Blutrünstigkeit – und Wulf Isebrandt und Peter Wiben hätten kein Verständnis für solch dekadenten Kitsch und Schabernack. Das Denkmal gleicht sonst noch einer Jahrmarktsbude.
T: Du meinst also das wäre der Ausverkauf des Heldentums. Das musst Du gerade sagen. Du willst doch selber einen Souvenirladen aufmachen und diesen klobigen Stein wolltest du nur oben drauf haben, weil es billiger wird, daraus ein Andenken herzustellen.
Wir hatten uns geeinigt, das wir die Geschichte so schreiben, dass ich die Heldin bin. Hier ist der Vertrag, sonst kann ich auch zu Volker Arnold gehen und ihm erzählen, wie es wirklich war.
S: Ich hab doch immer gesagt, mit Frauen soll man keine Verträge abschließen.
T: Vergiss nicht, dass Du 400 Jahre jünger bist und außerdem nur ein armseliger Museumswärter mit dem Nanem Schoop warst. Das Schaf im Wolfspelz – willst du darauf wirklich stolz sein? Ich bestehe darauf. Der Stein muss wieder runter und mein Standbild soll alleine drauf!
Die Zeiten haben sich geändert – heute will man in Dithmarschen keine Schlachten und kein Heldentum mehr verehren, sondern heilige Frauen, so wie es eigentlich schon immer war, auch im 1500 Jahrhundert.
Beide: Hölp – Heilige Maria – Hölp!
Alle reden von einer martialischen, viehischen Schlacht - klar, Männer, die 10000 Jahre nur in dieser Art gedacht haben. Ob es nun diese Schlacht von Hemmingstedt wirklich gegeben hat, steht weiterhin in Frage. Womögtlich war alles ganz anders. In meinem SvH - Zyklus versuche ich dem näher zu kommen.