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Der Klaus Groth Preis

Eine Odyssee. Dicht an dicht Tretmienen beim Nachschauen, was der Klaus Groth Preis ist. Ein Musterbeispiel Dithmarscher Aufarbeitung der Geschichte. Besser geagt das gänzliche Fehlen dessen.

Ein erster Preis dieses Namens wurde 1939 zum 120. Geburtstag wenige Monate vor Beginn des Zweiten Weltkrieges von der Vereinigung Niederdeutsches Hamburg und dem Westfälischen Heimatbund gestiftet und ging an Christine Koch,1933 Mitglied der Reichsschrifttumskammer, wozu sie einen Ariernachweis vorlegte:

"Duitsland is frey, van Sklavensäilen lieg.
Seyn Schild is blank im schärpsten Iutlandsäuge.
Fiär usen gräuten Führer Heil un Sieg!
Un allewiäg duitsk, un allewiäg trui!"

Mit 70 Jahren, in einem respektablen Alter also, 1939 produziert sie derart völkisch Faschistisches, das dann auch nicht mehr mit seiner Zeit gerechtfertigt ist. Damit nicht genug nannte sie sich völkische "politische Aktivistin". Sie habe, bemerkt ihr Biograf Willy Knoppe, in den 1920er Jahren Gedichte mit "völkisch-nationalistischen Gestus" geschrieben und "Klischees der ‚Heimatkunst'" aufgegriffen. Georg Hermann Nellius 1932 mit einem Staatspreis ausgezeichnete Deutsche Messe war nach einem ihrer Texte komponiert. Kochs Gedichte beinhalteten "eine patriotische bis völkisch- nationalistische Tendenz. Darin eingeschlossen auch Gedichte mit einer offenen Parteinahme für Hitler und die NSDAP. Sie weise auch sozialdarwinistische Züge und Zeichen mangelnder Toleranz gegenüber Andersdenkenden auf, so wenn sie die Metapher vom zu beseitigenden "Unkruit" verwende. Das habe erst nach 1936 aufgehört".

Das fängt ja nicht gut an. Und geht auch mit dem Folgepreis weiter. Ich versuche nur, die Spuren des Preises zu verfolgen und wate knietief in brauner Geschichte. Von 1956 bis 1984 wurde der Preis von der Alfred Toepfer Stiftung vergeben mit Stiftungsvermögen von185 Millionen DM 1985. 1970 war er schon bei einem Umsatz von ca. 10 Mrd. DM. Sie vergab 17 Kulturpreise während des Nationalsozialismus und über 30 nach 1945. Vier davon sind bis heute 4 geblieben.

Der vierte Klaus-Groth-Preisträger war Hermann Claudius; geb. 1878 schrieb er während des Ersten Weltkriegs kriegsbegeisterte, nationalistische Gedichte, wurde vor 33 Mitglied in der nationalsozialistisch ausgerichteten Deutschen Dichterakademie, nach 33 der Akademie der Künste. Im Oktober 1933 war er einer der 88 deutschen Schriftsteller, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichneten. Er schrieb zum Beispiel ein Gebet für Adolf Hitler. Es erschien 1940 unter dem Titel Deutschland:

„Herrgott steh dem Führer bei, /
Daß sein Werk das deine sei“.

1949 war er beteiligt an der Wiederbegründung des Lippoldsberger Schriftstellertreffens. Mit dabei waren vor allem NS-belastete Autoren, „die den Nationalsozialismus im Rückblick rechtfertigen“ wollten.

Der Hauptakteur des Klaus Groth Preises, Alfred Carl Toepfer 1894- 1993 war Gründer und Inhaber von nach dem Zweiten Weltkrieg eines der führenden international tätigen Getreidehandelsunternehmen und Stifter der Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. Er war Infanterist im ersten Weltkrieg, 1919 als Führer einer berittenen Maschinengewehr-Abteilung nahm Toepfer an den Einsätzen des Freikorps gegen aufständische sozialistische und kommunistische Arbeiter teil. Also deren Erschießungen. 1933– 1945: Volkstums-Aktivist des SD (Reichssicherheitsdienst), auch nach dem Krieg hat er eine äußerst problematische Personalpolitik betrieben. (ehemalige Massenmörder beschäftigt). 1985 erlosch der Preis. Im Jahr 2004 wurde der Preis als „Klaus-Groth-Preis der Stadt Heide“ vom niederdeutschen Autor Karl-Heinz Groth aus Goosefeld neu aufgelegt. Über die Vergangenheit gibt es in der Geschichte Dithmarschens von Verein zur Dithmarscher Landeskunde e.V. keinen Eintrag. Wird Fortgesetzt!